GEWICHTSKONTROLLE

Zuerst die gute Nachricht: Dina hat abgenommen, genau 1,125 Kilo. Jetzt die weniger gute Nachricht: Auch nach Auffassung unserer früheren Tierärztin muss Dina weiter abnehmen. Ihr Blick in Dinas Karteiblatt führte zu dem Hinweis, dass unsere Hündin bis vor zwei Jahren ein Gewicht zwischen 20 und 22 Kilo hatte. Idealgewicht 20, akzeptables Gewicht bis 22. Jedes Kilo mehr ist nicht gut für Gelenke und überhaupt…

Dina war froh als sie wieder von der Waage steigen durfte. Da sie von der Assistentin zur Belohnung Leckerlis bekam, ist sie gerne bereit, sich demnächst wieder wiegen zu lassen.

H.R.

FERNSEHMODEN

Irgendwann hat irgendjemand im deutschen Fernsehen beschlossen(zu der Zeit waren es vermutlich Männer), dass nicht nur die Präsentatorinnen und Präsentatoren von Unterhaltungsshows, sondern auch die von Nachrichtensendungen in Bewegung sein sollten. Seitdem kommen die Damen und Herren der Nachrichtensendungen hinter ihren Pulten hervor, stehen im Studio herum und deuten auf Einspielungen oder Graphiken, die sich irgendwo hinter ihnen befinden müßten.

Für die Männermode ist diese überflüssige Studiochoreographie weitgehend ohne modische Folgen geblieben. O.K., Jeans oder Jogginghose können sie nicht mehr tragen. Für Moderatorinnen aber muss es eine Dienstanweisung geben, dass unter allen Umständen hochhackige Schuhe zur Moderationsausstattung zu gehören haben, vorzugsweise Stilettos. Ob bei den „Tagesthemen“, im „heute journal“, bei „Berlin direkt“ oder in den vielen regionalen Nachrichtenmagazinen – überall Stilettos!

An der Nachrichtenlage verändert sich dadurch nichts! Die Informationen werden auch nicht verständlicher oder eindringlicher, eher ist das Gegenteil der Fall. Ob hohe Hacken gut für die Haltung oder fürs Selbstbewusstsein sind, kann ich nicht beurteilen. Ob sie immer gut für den jeweiligen Gesamteindruck sind, verbiete ich mir zu bewerten. Nur ein Hinweis zum Schluß: Der Einsatz von Stilettos – in Verbindung mit allerlei modischen Verirrungen – ist am schönsten und regelmäßigsten im ZDF-Wetter zu beobachten.

Aber dem Wetter ist das egal!

H.R.

HINWEIS

Im Supermarkt hängt am weitgehend leergeräumten Regal für Speiseöle (es ist nur noch Natives Olivenöl Extra Vergine vorrätig) ein Schild: Distelöl ist kein Dieselöl!

H.R.

PAPIERMANGEL

Die Krankenkassen halten die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht für nicht umsetzbar. Es gäbe nicht ausreichend Papier, die Betroffenen anzuschreiben, berichtet die Bild-Zeitung aus gut unterrichteten Krankenkassenkreisen. Der Vorschlag, das Erscheinen der Bild-Zeitung für einen Tag einzustellen und das so freigewordenen Papier für den guten Zweck zu verwenden steht im Raum. Dem Ansinnen, die Benachrichtigungen auf derzeit ausreichend vorhandenem Toilettenpapier zu drucken wurde eine Absage erteilt, da allein die Veröffentlichung einer solchen Nachricht zu ähnlichen Hamsterkäufen wie bei Beginn der Pandemie führen würde.

Demnächst in der Bild-Zeitung: BITTERE TRÄNEN IM HORT. Die kleine Silke fragt ihre Erzieherin schluchzend: Wenn es kein Papier mehr gibt, kann ich dann Omi keinen Brief aus den Osterferien schreiben?

UdM

ANSICHTSSACHE

Meine Frau ist letzte Woche beim Hundespaziergang einem kleinen Mädchen mit seiner Mutter begegnet. „Guck mal, ein großer dicker Hund!“ sagte das Mädchen zur Mutter. „Der Hund ist nicht dick. Er hat nur ein dickes Fell!“ antwortete die Mutter, als sei sie sich unserer Sensibilität bewußt, was Dinas aktuelles Gewicht betrifft.

Seit sich herumgesprochen hat, dass Dina abnehmen soll, vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ungefragt Freunde oder Bekannte (selbst sehr flüchtige Bekannte) anmerken, Dina sei schlanker geworden, ihre Taille sei deutlich sichtbarer. Ich höre mir das an und plädiere für eine Objektivierung durch die Waage der Tierärztin.

Möglicherweise gehen wir diesmal zu unserer früheren Tierärztin. Dort gibt es eine andere Waage.

H.R.

PERSPEKTIVWECHSEL

Gestern stand ich in einem dieser Flughafenaufzüge in die 20 Menschen passen. Es war ziemlich voll. Dann kamen noch drei Russen. Plötzlich waren wir alle Ukrainer.

So sind die Menschen!

H.R.

RÜCKSCHRITT

Die Corona bedingten Einschränkungen werden gelockert, russische Panzer ziehen sich von der Grenze der Ukraine zurück, die Schneeglöckchen blühen. Alles könnte gut sein, hätte Dina nicht wieder zugenommen. Sie wiegt jetzt mehr als vor Beginn der Diät.

Für übergewichtige Menschen dürfte das keine besondere Überraschung sein. Sie kennen das Auf-und-Ab, auch Yoyo-Effekt genannt. Uns hat Yoyo heute morgen völlig unerwartet erwischt. Und natürlich ist Dina völlig unschuldig, denn sie bekommt ihre Futterrationen ja nur zugeteilt.

Um Dina das Futter nach der Fressweigerung schmackhaft zu machen, hatten wir einem Tipp der Futterhersteller folgend, mal ein wenig Rinderbrühe, mal ein wenig Frischkäse darunter gemischt. Offenbar zu viel! Und nun? Antwort der Tierärztin auf die Frage, was wir denn jetzt machen sollen, falls Dina wieder das Futter verweigert: „Wie schon beim letzten Mal – einfach ignorieren. Tiere wie Menschen können bis zu drei Wochen ohne Essen auskommen.“

An der Stelle fiel mir die Äußerung unseres früheren Hundesitters Jazek ein: „Die Menschen sind das Problem, nicht die Hunde.“

H.R.

POWER AND THE DOG

Washingtoner Politiker haben Hunde. Bei Berliner Politikern und Politikerinnen scheint das eher selten vorzukommen. Seit Johannes Rau Bundespräsident war (und das ist lange her), wurden Hunde im Schloss Bellevue nicht öffentlichkeitskundig. Im Zusammenhang mit Angela Merkel werden auch keine Haustiere erwähnt, und dass sie Angst vor Hunden hatte, wußte Putin bei einem Staatsbesuch in Moskau auf unangenehme Weise zu nutzen.

Da es um die Popularität des derzeitigen Bundeskanzler nicht sehr gut bestellt ist, könnte möglicherweise die Anschaffung eines passenden Hundes sein Image aufbessern. Aber welcher Hund passt zu Olaf Scholz? Eine nicht unerhebliche Frage, da oft Rückschlüsse vom Hund auf den Herrn gezogen werden.

Dina meint, ein Dackel sei der geeignete Partner. Dackel seien stur und eigenwillig, keine Schoßhunde, ausdauernd, mutig und beharrlich. Sie seien als Hunde Alleingänger, aber vom Wesen her treue Begleiter. Mit dem berühmten Dackelblick und ausdauerndem Schweigen könnten sie viel erreichen. Würden sie allerdings schlecht erzogen, wüchsen in einem ungünstigen Umfeld auf, würden sie schnell eigenwillig und stur.

Auf jeden Fall ist der von der Keltenbracke abstammende Dackel bei den Deutschen (im Prinzip) sehr beliebt.

H.R.

IM TUNNEL

Eben auf dem U-Bahnhof Deutsche Oper. Der Zug fährt ein, Fahrgäste steigen ein und aus, der Warnton blökt, die Türen schließen sich. Der Zug steht. Die Türen gehen wieder auf, die scharfe Berliner Stimme des Zugführers schnauzt:

– Derjenige, der eben seinen Müll auf den Bahnsteig jeschmissen hat, aufheben! Sofort!

Nichts geschieht. Der Bahnsteigvermüller baut offensichtlich auf seine Anonymität, jedenfalls steigt niemand aus, um Müll zu entfernen. Nochmal die Schnauzstimme:

– Aufheben! Der Bahnsteig is’ kein Mülleimer!

Dann schließen die Türen und der Zug fährt ab, ohne dass die leere Zigarettenschachtel, oder was auch immer es gewesen sein mag aufgehoben wurde.

Der Zugführer hatte Recht. Nur ehe er seinen strickten Befehl bellte, hätte er überlegen müssen, was er im Fall einer Nichtbefolgung für Durchsetzungsmöglichkeiten hat. Keine nämlich, er musste weiterfahren.

Mir kamen Corona-Maßnahmen in den Sinn.

Zudem fuhr der Zug in Richtung Pankow, obwohl die Leuchtschrift vorn am Zug die Gegenrichtung, Theodor Heuss Platz, anzeigte. Der Zugführer, im Kleinen eifrig, war beim Großen Ganzen also eher schlampig.

Auch das kam mir irgendwie bekannt vor.

Die Richtung stimmt, aber es hapert an der Zielgenauigkeit.

UdM

PROTEST

Eben kam die Postbotin. Ihr gelbes E-Auto ist für Dina eine Provokation. Wenn es noch gar nicht zu sehen ist, rennt sie bereits laut bellend los, um den Eindringling zu vertreiben. Ist die Postbotin dann an der Tür, wird sie leise protestierend akzeptiert.

Heute begrüßte uns die Dame von der Post mit dem Satz: „Richtiges Hundewetter!“ Stieg in ihr gelbes Mobil und fuhr lautlos davon. Dina sah mich fragend an. „Hundewetter? Wieso Hundewetter!“ Ganz offensichtlich empfand sie diesen Begriff als diskriminierend.

„Was,“ so entnahm ich ihren Blicken, „haben Hunde mit schlechtem Wetter zu tun?“ Wenn schon, gehe das doch eher zu Lasten der umweltzerstörenden menschlichen Rasse. Also weg mit Hundewetter, temps de chien und hondenwetter.

„Wie,“ fragte ich, „wäre es denn mit Sauwetter?“ Dina ging kurz am Wassernapf vorbei und brummte leise vor sich hin. Wenn ich sie richtig verstanden habe, hätte sie keine Einwände, wenn der Begriff sich auf bestimmte, unangenehme Exemplare der Gattung Mensch bezöge.

Anschließend riefen wir im Internet den Begriff „Hundewetter“ auf. Als ersten Eintrag fanden wir:

„Salonlöwe – die ideale Matte bei Hundewetter. € 39,95 plus Versandkosten.“ Dina schüttelte den Kopf und legte sich schlafen.

H.R.