STATISTIK

Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass Hündinnen länger leben als Hunde, dass kleine Hunde länger leben als große und reinrassige Hunde länger als Mischlinge. Das ist, nur was den letzten Punkt betrifft, überraschend. Bisher hieß es, reinrassige Hunde seien anfälliger für Krankheiten und hätten eine kürzere Lebenserwartung. Bei der Anschaffung eines Hundes galt also zu beachten, dass er klein, weiblich und gut durchmischt sein sollte. Dieser Kriterienkatalog wird jetzt infrage gestellt.

Die meisten Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen die ich kenne – oder mit denen ich bei Spaziergängen ins Gespräch komme – haben ihre Hunde nach Symphatie ausgewählt. Oder es war reiner Zufall. Wir zum Beispiel wollten das letzte Mal einen nicht so großen, leicht transportierbaren Hund (weiblich) mit kurzem Fell. Hat nicht geklappt! H.R.

KOPFRECHNEN

In einem Kalender lese ich:

„Wenn du der Meinung bist, Hunde könnten nicht zählen, steck 3 Hundeleckerli in deine Tasche und gib deinem Hund nur zwei davon.“

H.R.

NOCH EIN ERLKÖNIG

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind ?

Es ist der Lindner auf einem Rind.

Die Schuldenbremse hält er im Arm,

Er hält sie sicher, erhält sie warm.

Mein Bremschen, was birgst so bang dein Gesicht?

Siehst, Christian, die Subventionen du nicht?

Den Bauerprotest, der nach uns greift?

Mein Brenschen, das ist alles unausgereift.

‚Du liebes Bremschen, komm geh mit mir,

Gar durstige Trecker zeig ich dir,

Manch rostige Egge am Ackerrand

Und meine Bäuerin im Elendsgewand.

Komm mit mir den unerlässlichen Weg

Zu unserem Dieselprivileg.

Wir müssens erhalten in jetzt’ger Gestalt.

Und bist du nicht willig, so hilft nur Gewalt!‘

Mein Christian, mein Christian, und siehst du nicht dort

Die tausende Trecker am düsteren Ort?

Mein Christian, mein Christian, mich fasst einer an!

Ein Bauer hat mir ein Leids getan!

Den Lindner grauset, er reitet geschwind,

In seinen Armen das Schuldbremsenkind.

Erreicht’s Ministerium mit Müh‘ und Not.

Die Bremse lebt, das Rind ist tot.

UdM

FUNKFEHLER

Ich gehöre nicht zur Zielgruppe des jungen Angebots von ARD und ZDF „Funk“. Dafür bin ich zu alt und zu altmodisch, wenn es um journalistische Standards geht. Nun lese ich im Branchendienst „turi“, dass die Redaktion sich beim YouTuber Renzo für schlechte Recherche entschuldigt hat:

„Wir sind gerade schlicht bestürzt…und wir beschäftigen uns intensiv mit den Dingen, die wir falsch gemacht haben.“ Jetzt mal im Ernst: „Schlicht bestürzt“, weil schlecht recherchiert wurde? Weil dem Beschuldigten nicht ausreichend Zeit für eine Stellungnahme gegeben wurde? Die Redaktion will sich jetzt „intensiv mit den Dingen“ beschäftigen, „die wir falsch gemacht haben.“ Das klingt nach Beziehungskrise, Streit in der WG oder in der Kita-Elterngruppe.

„Wir waren zu mißtrauisch“, schreibt „Funk“. Wie wäre es mit: „We fucked up, haben schlecht recherchiert und werden die Falschbehauptungen richtigstellen.“ Für journalistisches Mißtrauen sollte man sich nicht entschuldigen. Das gehört zum Handwerk.

H.R.

ZEICHENSETZUNG

Um die orthografischen Kenntnisse der Deutschen soll es schlecht bestellt sein. Dazu gehört auch mangelndes Wissen über Zeichensetzung. Also, welche Zeichen und wo gehören sie genau hin. Dabei sind wir Weltmeister im Zeichensetzen. Denn es wimmelt nur so von Zeichen, die gesetzt werden. Ukrainische, israelische, palästinensische Fahnen auf Demonstrationen und an Häusern sollen Solidarität zum Ausdruck bringen. Wenn der Einzelne allein und direkt nichts ausrichten kann, so soll doch wenigstens ein Zeichen gesetzt werden. Sanktionen, die gegen Russland nicht die erwünschte Wirkung zeigen, haben dann aber zumindest ein Zeichen gesetzt. Wenn russische Musiker und Künstler ausgeladen werden, so soll ein Zeichen für die Ukraine gesetzt werden. Wenn deutsche PolitikerInnen nach den konkreten Erfolgsaussichten ihrer Pendeldiplomatie befragt werden, so wird beteuert, dass doch immerhin ein Zeichen gesetzt werden konnte. Wenn deutsche Musiker , die einen Musikstil aus der Karibik spielen, von der Bühne vertrieben werden, so konnte ein Zeichen gegen kulturelle Aneignung gesetzt werden.  Politiker setzten Zeichen gegen Rechts, gegen Rassismus, gegen Ausgrenzung von sexuellen Minderheiten, es vergeht kein Tag, an dem nicht zahlreiche Zeichen gegen erklärte Missstände gesetzt werden.

Flaggen und Symbole sind sichtbar, Zeichen sind zudem sprachliche Akte, die politisches Handeln nicht ersetzen, aber dafür gehalten werden können. So wie man den Wald vor Bäumen nicht erkennen kann, so kann das Setzen von Zeichen den Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns verstellen.

Ein Beitrag von G.H.

DER MENSCH IM TIER

Die Fernsehprogramme sind reich an Tierdokumentationen, die jung und alt erfreuen. Vom Überleben des heimischen Stichlings über eine Leopardenmutter, die ihr Junges zur Selbständigkeit erziehen will und dabei so verletzt, dass es ein Auge verliert oder von einem Bären in Kanada, dem es aus Altersgründen schwer fällt, wie früher die Lachse im Fluß zu fangen. Bis hin zu Täuschungstricks von Meerestieren gibt es sehr Unterschiedliches aus der Tierwelt zu sehen.

Aber das Dokumentieren reicht in den Filmen nicht aus. Analog zum aktuellen politischen und gesellschaftlichen ’Diskurs‘ ‚muss eine ‚Erzählung‘ her, ein‘ Narrativ‘ und vor allem Emotionen. Da wird ein Sound- und Musiktrack unter die Bilder gelegt, der einem Hollywoodfilm in puncto Drama und Emotionalisierung in nichts nachsteht. Da gibt es Zwischenschnitte auf feixende Affen, die das Geschehene kommentieren, enttäuschte Mienen bei Raubtieren, denen ein Angriff misslang. Tiere und Emotionen gepaart versprechen hohen Publikumszuspruch. 

Sehr beeindruckende Langzeitbeobachtungen und Nahaufnahmen werden einer Dramaturgie unterworfen, die sich an den großen Geschichten und Erlebnissen der Menschheit orientiert. Wir vermenschlichen Verhaltensweisen der Tiere, weil wir sie so vermeintlich besser verstehen und erklären können. Dieses ist zwar zutiefst menschlich, bedeutet aber auch, dass wir uns nicht vorstellen können und wollen, dass es Erfahrungswelten außerhalb unseres Vorstellungsvermögens gibt. 

G.H.

WENIGER IST MEHR

Was sagt der Rockmusiker zum Jazzmusiker im Taxi? „Einmal zum Bahnhof bitte! “

Um als Jazzmusiker von seiner Arbeit leben zu können, muß man entweder sehr berühmt sein, einen Brotjob in anderen musikalischen Genres oder aber den des Taxifahrers haben.

Dennoch lebt der Jazz weiter. Frank Zappa sagte: Jazz is not dead, it just smells funny.“ 

Vor zehn Jahren starb Paul Kuhn. Er wäre heute 95 Jahre alt. Die meisten erinnern ihn als den schlagersingenden Mann am Klavier in Fernsehshows (Geben Sie dem Mann am Klavier noch ein Bier, Es gibt kein Bier auf Hawai), aber nicht als den hervorragenden Jazzpianisten und Arrangeur, der er auch war. Die Kunst geht nach Brot. 

In seinem letzten Lebensjahr habe ich ihn live mit seinem Trio spielen hören. Er spielte ganz zurückgenommen, nichts auf großartige Effekte zielendes, nur sehr wenige Töne, die aber so derart pointiert saßen, dass der ganze Raum zu schwingen schien. Ich sprach ihn an und drückte meine Bewunderung für sein großartiges Timing und das reduzierte Spiel aus. Er antwortete, dass er sehr alt hätte werden müssen, um sich zu trauen, so wenig zu spielen. 

Ein Gastbeitrag von G.H.

ZEITUNGSPAPIER

Unser Nachbar in der Prignitz hat jetzt ein Tablet. Das hat ihm die Regionalzeitung geschenkt, damit sie die Kosten für die Zustellung spart. Wenn er seine Zeitung auf Papier lesen wollte, müßte er zur nächsten Tankstelle oder in den Supermarkt fahren. Aber da gibt es nur wenige Exemplare.

Unser Nachbar hat ein Problem mit dem Tablet. Die Zeitung verschwindet immer so schnell. Er hat einen Bekannten im Ort um Hilfe gebeten. Der wußte auch nicht weiter. Dann hat er seine Schwägerin im Nachbarort gefragt. Die hat jetzt auch ein Tablet, wußte ebenfalls nicht weiter, beschwerte sich aber, dass ihr jetzt das Zeitungspapier zum Einwickeln und zum Feuer anzünden fehle.

Ich habe angeboten, das Problem zu lösen. Er müsse nur auf Einstellungen gehen, Bildschirmzeit einstellen, Minutenzahl auswählen, Bestätigen und das Problem sei gelöst. Mein Nachbar hat wortlos aufgelegt!

H.R.