WELTMEISTER

Fußballweltmeisterschaften haben eine wichtige emotionale Funktion hinsichtlich der mentalen Volkshygiene: man fiebert oder ängstigt sich stellvertretend, die Mannschaft oder Frauschaft steht für das Wohl oder Wehe einer Nation. Und das individuelle Ich fühlt sich eben so siegreich oder schlecht. Bei sportlichem Erfolg kann das Glücksgefühl des Sieges persönliches Leid und Missgefühl vergessen machen, im umgekehrten Fall Depressionen hervorrufen. Es geht im Volksempfinden immer um mehr als den sportlichen Erfolg oder die Niederlage.

Die Suche nach den Ursachen für das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft der Frauen bei der Weltmeisterschaft bohrt tief in unserer momentanen Befindlichkeit. Fehlender Biss, Einfallslosigkeit und Mangel an Kreativität, die Überforderung durch einen als vermeintlich schwach eingeschätzten Gegner scheinen am deutschen Wesen zu kleben. Scheiterte nicht im vergangenen Jahr die deutsche Nationalelf der Männer in Katar ähnlich und aus denselben Gründen? Das kann doch kein Zufall sein! Geht es nicht in allem bei uns zur Zeit bergab? Sind uns andere Nationen überlegen und das nicht nur im Sport? Haben wir mit veränderten politischen Verhältnissen, Kriegen, dem Boom chinesischer Elektrofahrzeuge und dem wachsenden Selbstbewußtsein der südlichen Hemisphäre gerechnet?

Fußballweltmeister, Exportweltmeister, Weltmeister in German Angst, so viele Weltmeister- Titel, die man verlieren kann.

G.H.

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