Die Fernsehprogramme sind reich an Tierdokumentationen, die jung und alt erfreuen. Vom Überleben des heimischen Stichlings über eine Leopardenmutter, die ihr Junges zur Selbständigkeit erziehen will und dabei so verletzt, dass es ein Auge verliert oder von einem Bären in Kanada, dem es aus Altersgründen schwer fällt, wie früher die Lachse im Fluß zu fangen. Bis hin zu Täuschungstricks von Meerestieren gibt es sehr Unterschiedliches aus der Tierwelt zu sehen.
Aber das Dokumentieren reicht in den Filmen nicht aus. Analog zum aktuellen politischen und gesellschaftlichen ’Diskurs‘ ‚muss eine ‚Erzählung‘ her, ein‘ Narrativ‘ und vor allem Emotionen. Da wird ein Sound- und Musiktrack unter die Bilder gelegt, der einem Hollywoodfilm in puncto Drama und Emotionalisierung in nichts nachsteht. Da gibt es Zwischenschnitte auf feixende Affen, die das Geschehene kommentieren, enttäuschte Mienen bei Raubtieren, denen ein Angriff misslang. Tiere und Emotionen gepaart versprechen hohen Publikumszuspruch.
Sehr beeindruckende Langzeitbeobachtungen und Nahaufnahmen werden einer Dramaturgie unterworfen, die sich an den großen Geschichten und Erlebnissen der Menschheit orientiert. Wir vermenschlichen Verhaltensweisen der Tiere, weil wir sie so vermeintlich besser verstehen und erklären können. Dieses ist zwar zutiefst menschlich, bedeutet aber auch, dass wir uns nicht vorstellen können und wollen, dass es Erfahrungswelten außerhalb unseres Vorstellungsvermögens gibt.
G.H.