LOGIK

An der roten Ampel. Mutter mit Einkaufstüte und Schulrucksack. Mädchen (geschätzt 6 Jahre) mit Eiswaffel.

Kind: Ich will Reitstunden!

Mutter: Du hast doch gerade Schwimmunterricht.

Kind: Ich will aber Reitstunden!!

Mutter: Erst musst Du das Seepferdchen machen.

Kind: Ich will Reitstunden!!!

Mutter: Erst Seepferdchen, dann Reiten!!

Kind: Ich will (!!) aber (!) Reit-stun-den !!!

Mutter: Ohne Seepferdchen kann man nicht reiten!

Die Ampel springt auf grün. Die Eiswaffel fällt hin. Das Kind brüllt. Mutter und Kind bleiben stehen. Ich gehe Golf spielen.

H.R.

MOBILE NÖTIGUNG

Seit die A 24 zwischen Berlin und Hamburg teilweise dreispurig ausgebaut und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 kmh aufgehoben wurde, bin ich für die generelle Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen. Die Aussagen der Verkehrsexperten, dass Tempolimits zu Ermüdung und geringerer Aufmerksamkeit führen, überzeugen mich nicht mehr. Dafür gibt es auf der A 24 zu viele, zum Teil tödliche Auffahrunfälle.

Freiwillig (z.B. weil es gut für die Klimabilanz oder einfach entspannter ist) 120 oder 130 zu fahren und gelegentlich eine LKW-Schlange zu überholen, empfindet die überwiegende Mehrheit der Autofahrer als Provokation und Aufforderung zur mobilen Nötigung. Bedrohung durch dichtes Auffahren, Fernlicht, Kopfschütteln, ausgestreckter Mittelfinger, rechts überholen – Normalität!

Den Autolobbyisten und den Verkehrspolitikern sei ein Selbstversuch zwischen Berlin und Neuruppin empfohlen. Aber bitte im eigenen Auto und ohne Fahrer. Einfach mal 120 fahren und abwarten was passiert. Viel Vergnügen!

H.R.

DIE APOTHEKE

Seit geraumer Zeit heißt es am Ende der Fernsehwerbung für ein pharmazeutisches Produkt nicht mehr: „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“! Sondern zeitgemäß und in erhöhtem Sprechtempo: „Fragen Sie Ihren Arzt, Ihre Ärztin oder in der Apotheke!“

Diese sprachliche Neuregelung ist dem Apothekenpersonal gegenüber ungerecht. Warum, wenn schon Geschlechtergerechtigkeit hergestellt werden sollte, werden nicht auch Apotheker und Apothekerin genannt? Reichten die Werbespotsekunden dafür nicht aus? Hätte es Mehrkosten verursacht?

Jedenfalls wird das mit hohem Fachwissen und großer Geduld ausgestattete Apothekenpersonal nicht „gewertschätzt“, nicht ausreichend in seiner Bedeutung „gesehen“ , ja geradezu entmenschlicht. Die naheliegende Forderung: Entweder werden alle gleichberechtigt genannt oder es heißt künftig: „Fragen Sie Ihre Arztpraxis oder Ihre Apotheke!“ Das paßt von der Länge, klingt allerdings nicht so vertrauenswürdig.

Aber wer fragt schon nach Risiken und Nebenwirkungen, wenn es dem Rücken im Nu gutgeht, der gesunde Schlaf ganz von selbst und das Produkt mit der Post kommt?

H.R.

NEBELKERZEN

Donald Trump, einer der Obermanipulierer der „news cycles“, hat begonnen, die Causa Epstein hinter einer Nebelwand von Aufregermeldungen verschwinden zu lassen. Den Footballclub „Washington Commanders“ forderte er auf, wieder seinen vor vier Jahren geänderten Namen „Redskins“ anzunehmen, sonst gäbe es keine Förderung fürs neue Stadion. Der Basketballclub „Cleveland Guardians“ solle wieder „Cleveland Indians“ heißen. Um die Sache auf die Spitze zu treiben, behauptete er, das sei der Wunsch der „Native Americans“, die befürchteten, ihr Erbe und ihre Bedeutung würden ihnen durch diese Auslöschungen verweigert.

Wenn dieser Unfug als Ablenkung nicht reichen sollte, könnte Trump anordnen, das „White House“ zu vergolden und in „Gold House“ umzubenennen. Nimm das Putin!

Außerdem müßten sofort neue Dollarnoten mit seinem und dem Portrait von Melania gedruckt werden. Und ob „America“ weiterhin nach einem unbedeutenden italienischen Seefahrer benannt bleiben müsse, sei auch zu klären. Man lasse sich das doch nicht von zwei windigen Lothringer Klostergelehrten vorschreiben, die sich 1507 beim Zeichnen ihrer Weltkarte willkürlich für diesen Namen entschieden hätten.

The show goes on!

H.R.

SICHERHEIT

Angenommen, ich hätte in einem Haushaltswarengeschäft ein Sonderangebot für Qualitätsmesser entdeckt. Angenommen, ich hätte ein schon länger gesuchtes Tranchiermesser für einen Sonderpreis erwerben können. Angenommen, ich wäre mit diesem Messer in einen Berliner Bus eingestiegen und hätte die aktuelle Durchsage gehört, dass das Mitführen von Messern und anderen gefährlichen Gegenstände verboten sei, um allen Reisenden das Gefühl der Sicherheit zu geben.

Was hätte ich tun können? Zu Fuß gehen – zu weit. Mit einer Taxe fahren – der Preisvorteil des Sonderangebots wäre dahin gewesen. Den Busfahrer fragen, ob ich trotz Messer mitfahren dürfe? Die Antwort wäre absehbar: „Entweder das Messer oder Sie!“

Ich hätte auch ins Geschäft zurückgehen und darum bitten können, das Messer per Post zu schicken. „Macht 10 EUR Verpackung plus Zustellgebühr! Und seien Sie froh, dass wir kein polizeiliches Führungszeugnis verlangen!“

Gar nicht so einfach mit der öffentlichen Sicherheit.

H.R.

ZENSUREN

Der Direktor hat die schönste Aula von ganz Deutschland. Und die liegt natürlich in Bayern. Hoch oben in den Bergen. Auf dem höchsten Berg, um genau zu sein. Und da verteilt der Direktor seine Zensuren. Der Fritz war auch da und hat sich drauf gefreut, dass der Direktor ihm einen Einser gibt. Aber ehe der Direktor die Zensuren verteilt hat, haben noch die Madeln von der Tanzgruppe ihre Röcke fliegen lassen. Und man hat dem Direktor angesehen, wie ihn das gefreut hat. Der Fritz hat ein bisserl schief und pflichtschuldig gelächelt, weil er das mit den Madeln eigentlich blöd fand, und weil er endlich seinen Einser gesagt bekommen wollt.

Aber es kam ganz anders. Der Direktor hat ihm nur einen Zweier gegeben. Es hätte können ein Einser minus werden, hat der Direktor gesagt, wenn da nicht diese dumme Sache gewesen wäre. Der Fritz hat ganz bedröppelt geschaut, aber man hat ihm angesehen, dass er wusste, was der Direktor meint. Die Sache mit der Frauke.

Das war eigentlich die Schuld vom Lars. Der Lars sitzt mit dem Fritz in einer Bank. Und der Lars hat die Frauke für den Schülerrat vorgeschlagen. Aber der Direktor und seine Lieblingslehrer im Lehrerzimmer haben gesagt, das geht nicht. Die Frauke guckt immer so klug. Da muss was dahinterstecken. Außerdem schreibt sie ab. Das stimmt zwar nicht, aber möglich wär’s immerhin schon.

Und jetzt soll der Lars das mit der Frauke in Ordnung bringen. Und wenn das geschafft ist, dann kriegt der Fritz vom Direktor seinen Einser minus. Das minus muss sein. Weil der Fritz halt kein Bayer ist. Und weil man schon Bayer sein muss um einen Einser zu kriegen.

UdM  

ENDLICH TROPISCH

Weg mit dem Grünen -Teufelszeug! Palmen vors Münchener Rathaus! Tropische Plantagen für Niederbayern! Bananen in Hülle und Gülle, geerntet von mindestlohngekappten Aufstockern. Zum ausschließlich einheimischen Verzehr. Ungefährdet vor Dobrinthisch zurückgewiesenen Asylbewerbern.

Zwar: Nicht jedes Land, in dem es Bananen gibt, ist eine Bananenrepublik.

Aber die Richtung stimmt.

UdM 

WORTE

Was haben wir über den Alt-Bundeskanzler und seine Sprachlosigkeit gemeckert. Sein Schweigen, seine Unverbindlichkeit, sein Lavieren. Olaf Scholz hätte zum Krieg Israels – und nun auch der USA – gegen den Iran, möglicherweise gesagt, die Probleme in dieser Region beträfen unter anderem auch uns, sollten aber besser auf diplomatischem Wege gelöst werden.

Der aktuelle Bundeskanzler liebt deutliche Worte. Statt von der möglichen Lösung von Problemen, spricht er von der „Drecksarbeit“, die dort auch für uns erledigt werde. Das ist jetzt nicht so richtig Kanzler like, bringt es aber unangenehm auf den Punkt.

Auch als Deutschland „am Hindukusch“ verteidigt wurde, starben unschuldige Menschen. Wurde von den dort eingesetzten Soldaten, von Bombern und Drohnen „Drecksarbeit“ erledigt. Gelöst wurden die Probleme damit allerdings nicht. Das ist dann Sache der Diplomaten.

H.R.

HÖFLICHKEITEN

Wie mit so vielem, liegt es auch mit der Höflichkeit in unserem Land im Argen. Abgesehen von vielen Rüpeleien, die man täglich ertragen muss, ist auch das korrekte Einandervorstellen einer betrüblichen Beliebigkeit zum Opfer gefallen. Wo in einer schönen Vergangenheit Benimmbücher, das berühmteste der Knigge, regelten, wer wem und wie vorgestellt wird, beziehungsweise in welcher Reihenfolge sich die Geschlechter, Altersgruppen und Würdenträger miteinander bekanntmachen, wird man zuweilen mit einem ‚Ich bin der Olli, und du? ‘, konfrontiert, ohne dass man den Wunsch geäußert hätte, die Person, von der man so angesprochen wurde, näher kennenzulernen, geschweige denn, sich mit ihr zu duzen.

Was die Werke, in denen man sich über angemessenes Verhalten gegenüber Fremden informieren konnte, aber sicher nicht regelten, war das höfliche Auftreten gegenüber einem Mitmenschen, dessen Haustier man versehentlich entleibt hat.

Wie etwa tritt man Bäuerinnen oder Bauern gegenüber, deren Huhn man als Autofahrer auf einer Dorfstraße übersehen hat, und das nun leblos auf dem Anger liegt? Vielleicht so: ‚Mein Name ist Max Mustermann, ich habe bedauerlicherweise soeben ihre Legehenne überfahren. Es tut mir leid.‘

Wenn man Pech hat, und der Bauer so zornig auf Die-da-oben ist, dass er einer gesichert rechtsradikalen Partei nahesteht, ruft er vielleicht die Polizei und lässt die Bremsspur überprüfen. Läuft es gut, sagt die Bäuerin: ‚Das macht neunundzwanzig Euro, nehmen Sie es so, oder möchten sie es gerupft?‘

Richtig schwierig wird es bei Lebewesen, die einem Geschädigten auch emotional nahestehen. Katze und Hund sind da an erster Stelle zu nennen.

Wie man der Presse entnehmen kann, hat nun vor kurzem der ehemalige Vizekanzler, Finanzminister und Vorsitzende einer nicht ganz ohne sein Zutun zur Kleinpartei geschrumpften FDP den Hund eines Filmproduzenten totgefahren, dem wir TV-Perlen wie ‚Verbotene Liebe‘ verdanken.

Auf die Frage, wie denn das tragische Versehen am Ort des Geschehens menschlich geregelt wurde, soll der ehemalige Vizekanzler geäußert haben, man habe Kontaktdaten ausgetauscht, der Halter des Hundes habe sich ihm aber nicht vorgestellt.

So unhöflich können heutzutage Menschen sein, denen der Hund gerade totgefahren wurde.

UdM      

ALTERSGERECHT

Kürzlich war ich bei „Apple“, um ein neues IPad zu kaufen. Ich hatte mich vorher informiert und konnte alle Fragen der Beraterin, die mich hinter der Eingangstür abfing, ohne Zögern beantworten. Ich wurde an den „Expresskauf“ weitergereicht, der aus einem Mitarbeiter mit einem IPad bestand. Vor mir warteten drei andere Kunden.

Es ging schnell: Produkt, Käufername, Zahlung mit Apple Pay, Quittung aufs IPhone, Übergabe des verpackten neuen Geräts: „Setzen Sie sich dort zu den Anderen an den Tisch und packen Sie schon mal aus.“ Die „Anderen“ waren eine nervöse ältere Dame, eine nicht ganz so alte, tiefenentspannte Frau, ein ratlos blickendes altes Ehepaar.

Der jugendliche Servicemitarbeiter Tim redete beruhigend auf die ältere Dame ein, die vermutete, ihre Bank-App sei für immer gelöscht. Er erklärte dem Ehepaar, dass das neue Telefon mit Wischbewegungen bedient werde. Er erläuterte der Kundin neben mir am Tisch, die Datenübertragung könne noch eine Stunde dauern.

Dann tauchte unangemeldet ein weiterer Kunde auf, der sofort bedient werden wollte, weil er behindert sei, als Türke die Anweisungen seines Telefons nicht verstehe und auf keinen Fall lange stehen oder sitzen dürfe. Tim erklärte ihm, er könne ihm die Sprache des Geräts gerne von Deutsch auf Türkisch umstellen. Als der Mann empört antwortete, er verstehe die Anweisungen auch auf Türkisch nicht, gab Tim erst einmal auf und kam zu mir.

Ich hatte inzwischen das neue IPad ausgepackt, die ersten Schritte durchgeführt, mein altes IPad zwecks Datenübertragung daneben gelegt und begrüßte Tim mit der Bemerkung: „Das scheint hier der Seniorentisch zu sein!“

Tim schaute mich überrascht an, schaute auf die Anderen am Tisch und sagte leise: „Woher wissen Sie, dass der Tisch so heißt?“ Dann ging er in die Mittagspause und es kam Kenny!

HR