SEIEN SIE DOCH FROH

Der Ball war nur wenige Zentimeter neben Loch zum Liegen gekommen. Er richtete sich verärgert auf und erwartete den mitleidigen Blick seines Mitspielers. Aber der stand seltsam bewegungslos, sein bärtiges Gesicht abgewandt, schien abgelenkt ins Weite zu blicken. Mit einer kleinen Bewegung der Fußspitze schob er seinen Golfball ins Loch. Da der andere sich noch immer nicht rührte folgte er dessen Blick über den Platz. Was er dort sah, ließ ihn erstarren: Ein Bagger zog zwischen dem neunten und zehnten Loch eine tiefe Furche quer über den Rasen.

Er spurtete, gefolgt vom Bärtigen, zu seinem Golfcart und holperte, so schnell es ging zum unerhörten Tatort mitten auf seinem Besitz.

Neben dem langsam seinen Graben ziehenden Gerät stand ein großgewachsener vierschrötiger Kerl und trieb den Baggerfahrer an.

-Was treiben Sie hier auf meinem Golfplatz, schrie er den Burschen an.

-Wieso Ihrer?!

-Das ist mein Achtzehnloch-Golfplatz, was erlauben Sie sich?!

-Und jetzt ist es bloß noch Ihr Neunloch-Golfplatz.

-Wie können Sie so respektlos mit meinem Chef sprechen, kläffte der Bärtige.

Aus der Entfernung kam der Clubdirektor angefahren, stieg aus, fragte: Probleme?

-Dieser Kerl hier, will unseren Golfplatz halbieren, will mir die Hälfte wegnehmen.

-Das geht schon in Ordnung, sagte der Clubdirektor.

Sein Clubdirektor! Er war fassungslos. Der Mann, den er selbst angestellt hatte, den er bezahlte, stellte sich gegen ihn. Er wollte eben lautstark protestieren, da richtete sich der Mann zu voller Größe auf, er ruckte mit den Schultern, legte den Kopf etwas schief, formte seinen Mund zu einem offenen Rechteck und schrie ihn an.

-Seien Sie doch froh, dass er Ihnen nicht den ganzen Platz wegnimmt!

Und nun sah er, dass der Mann eine rote Kappe trug auf der MAKE AMERICA GREAT AGAIN stand und er erkannte: Das bin ich ja selbst!

Der Präsident schreckte schweißgebadet hoch, benommen sah er aus dem Fenster. Alles war wie immer. Die Palmen standen an ihrem Platz und die illegalen mexikanischen Gärtner kümmerten sich um Hecken, Rasen und Rabatten.

Dieser verdammte Selenskyj, murmelte der Präsident. Jetzt hab‘ ich wegen diesem kleinen Nörgler schon Albträume.

UdM   

LETZTE RUHE

Der Evangelische Pressedienst meldet, dass es in Bremen demnächst möglich sein soll, dass Mensch und Hund im selben Grab bestattet werden. Falls es sich hierbei nicht um einen Aprilscherz handelt, was unser Hund Dina und ich gar nicht lustig fänden, stellen sich einige Fragen:

Bekanntlich haben Hunde in der Regel ein kürzeres Leben als ihre Besitzer. Wird der Hund oder die Hündin dann in Erwartung des späteren Todes des Halters im künftig gemeinsamen Grab bestattet?

Wer einmal die Freude erfahren hat, mit einem Hund als Familienmitglied zu leben, wird in der Mehrzahl der Fälle, im Laufe der Jahre mehr als einen Hund überlebt haben. Werden diese verschiedenen Hunde nach und nach im Gemeinschaftsgrab beigesetzt, so wie Peggy Guggenheim ihre Hunde im Garten ihres Palazzo am Canale Grande in Venedig hatte bestatten lassen, bevor sie hier selbst ihre letzte Ruhe fand?

Was geschieht, wenn Hundehalter oder Hundehalterin vor ihrem täglichen Begleiter sterben? Sorgen dann hinterbliebene Kinder oder Enkel für die spätere Beisetzung? Müsste das per Testament geregelt werden, damit der vererbte Hund nicht möglicherweise vom Erben als Familienmitglied betrachtet und in seiner Grabstätte mit beerdigt werden soll? Wie ist gar zu verfahren, wenn der überlebende Hund bei völlig Fremden oder in einem Tierheim landet?

Es gibt also eine Menge Regelungsbedarf für die zuständige Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf. Und das kann bekanntlich dauern.

H.R.

SCHLANKER STAAT

Rubio -!

Mr. President – ?

Das WC gegenüber dem Oval Office.

Was ist damit, Mr. President?

Das fragen Sie?! Muss ich nach Florida jetten, um ein sauberes WC vorzufinden?

Oh – das meinen Sie. Ja – . Kein guter Zustand.

Kein guter Zustand? Eine Sauerei ist das! Ich möchte sofort alle Verantwortlichen, alle Reinigungskräfte sehen!

Das wird nicht möglich sein, Mr. President.

Wieso? Weil das nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich fällt?! Das wird bald Ihrer sein, wenn Sie sich nicht sputen.

Es gibt keine Reinigungskräfte mehr, Mr. Presindent. Elon hat sie gefeuert. Aber im Wandschrank gleich neben der Tür finden Sie alles zum Saubermachen.

UdM 

ABSONDERUNGEN

Mama –

Mm –

Was ist ein Sekret?

Ein Sekret? – Ein Sekret ist – ist eine Absonderung.

Was ist eine Absonderung?

Na, deine Spucke zum Beispiel. Oder wenn du Schnupfen hast.

Rotz es raus!

Was?!

Rotz es raus, sagt Ulf, wenn man Schnupfen hat.

Wer ist Ulf?

Unser neuer Erzieher.

Da muss ich mal mit Ulf reden. Eigentlich sagen wir nicht ‚Rotz es raus‘. Wir sagen ‚Schnaub mal fest‘ oder so –

Und wer ist Trump?

Trump ist der amerikanische Präsident.

Und warum hat der soviel Schnupfen?

Trump hat Schnupfen? – Wie meinst du das?

Weil Mareen und Lea und die anderen Erzieherinnen andauernd von Trump und seinen Sekreten reden.

Seinen Dekreten. Da hast du dich verhört. Nicht Sekrete, sondern Dekrete.

Und was ist ein Dekret?

Ein Dekret ist eine Anordnung. 

Und ein Dekret rotzt man nicht raus?

Trump schon.

UdM

JÜLISCHER WISSENSCHAFT

Das Forschungszentrum Jülich hat in einem naheliegenden Vergleich zwischen Golfplätzen und Fotovoltaikanlagen die beunruhigende Erkenntnis gewonnen, dass in Deutschland die für Golfanlagen genutzten Flächen, jene der mit Fotovoltaik versiegelten, übertrifft. So berichtet es die ‚Süddeutsche Zeitung‘.

Wir wollen dem Forschungszentrum Jülich kein Schüren von Sozialneid unterstellen, wenngleich die Formulierung, Golfspielen sei ein Sport, der von einer wohlhabenden Minderheit betrieben wird, diesen Verdacht nicht gänzlich ausschließt.

Vorwerfen muss man dem Forschungszentrum Jülich allerdings, dass es sich, wenn es um Sportarten geht, die von Mitbürgern mit sogenannten breiteren Schultern bevorzugt werden, nicht auf Golfplätze hätte beschränken dürfen.

Nehmen wir beispielsweise die erheblichen Ufer- und Wasserflächen, die vom Wassersport beansprucht werden. Nicht nur kleine Jollen dümpeln hier vor sich hin, sondern auch gewaltige Yachten bis zu Kreuzfahrtschiffgröße verbrauchen Unmengen von Wasser- und Hafenfläche. Mit Fotovoltaik bedeckt wären sie segensreich für die Allgemeinheit. Das Gleiche gilt für Spottflieger und deren Gerät, seien es kleine Segelflugzeuge oder große Privatjets, die auf von Jülicher Wissenschaftlern zu vermessenden Flächen herumstehen, ganz zu schweigen von den erforderlichen Start- und Landebahnen.

Unerwähnt bleiben sollen auch Fußballstadien nicht. Deren Parkplatzflächenverbrauch, hier besonders der von betuchten Tribünenplatzinhabern, übertrifft die Grundflächen der Stadien um ein Vielfaches. 

Kurz: Für Fotovoltaik ungenutztes Terrain allüberall.

Für das Forschungszentrum Jülich gäbe es aber auch zu Erforschendes bei anders genutzten Flächen unserer Heimat. So werden beispielsweise im Alten Land und in Baden riesige Gemarkungen für Apfelplantagen genutzt, obwohl für Birnen sehr viel bessere Preise erzielt werden könnten. 

Auch wenn das Sprichwort abrät, Äpfel mit Birnen zu vergleichen: Das Forschungszentrum Jülich könnte es widerlegen.

UdM

ERWARTUNGEN

Gerade las ich in Adam Soboczynskis lesenswerten Buch „Traumland – Der Westen, der Osten und ich“ über eine Katze, die während seiner Zeit in einer Berliner WG nichts von ihm wollte – außer Futter. In dem Moment tauchte Dina neben meinem Lesesessel auf und schmuste sich auf ihre unnachahmlich charmante Art und Weise an. „Was für ein wunderbarer, uneigennütziger Hund!“ dachte ich. Dann fiel mir auf, dass es exakt 17:30 Uhr war. Zeitpunkt der täglichen Abendfütterung.

Adam Soboczynski ist Literaturchef der „Zeit“ in Hamburg. Sein reflektierter, amüsanter Bericht darüber, wie er als Junge mit seinen Eltern aus Torun in Polen nach Koblenz in Westdeutschland kam ist klug, anregend und die richtige Lektüre in diesen Zeiten, in denen der Westen der Aufklärung so häufig in Frage gestellt wird.

H.R.

PERSPEKTIVWECHSEL

Kleine Runde im Kreml-TV-Saal am Freitag 28.02.25 nach Ende des Treffens Trump / Selensky im Oval Office. Wladimir Putin (P) und einige Berater (B).

P. (kichert leise) Dachten Sie wirklich wir fallen auf sowas rein?!

B. Es war schon sehr plump.

P. Andererseits – am Anfang hätte ich es fast für echt gehalten. Der Kiewer Faschist war sehr überzeugend, der Irre in der Weißen Hütte auch. Komödiant und Show-Moderator. Profis eben. Gebe ich zu. Obwohl der eine ein Verbrecher ist und der andere ein Lügner. Sie belügen uns. Das wollen wir nie vergessen.

B. So sehen wir es selbstverständlich auch, Wladimir Wladimirowitsch.

P. Es war fast perfekt, bis dieser Amateur von Vize dazwischen gegangen ist. Zu früh. Hat seinen Text viel zu früh aufgesagt. Das hat man den beiden Profis sofort angemerkt. Das hat sie aus dem Tritt gebracht. Von da ab haben sie improvisiert. Schlecht improvisiert. 

B. Und der Vollidiot von Vize hat immer weiter gequatscht. 

P. Schon in München war er miserabel. Hat seinen Text aufgesagt und ist abgehauen.

B. Man versteht nicht, warum er überhaupt Vize geworden ist.

P. An dieser dummen Bemerkung erkennt man, dass du keine Ahnung von Amerika hast. Bei so einem Präsidenten ist der Vize immer ein Nichts ein Niemand, ein Nachplappermaul. Damit er dem Präsidenten nicht gefährlich wird. Hast du vergessen, was der Irre in der Weißen Hütte über ihn gesagt hat: Er hat mir den Arsch geküsst. So wird man Vize.

B. Entschuldige Wladimir Wladimirowitsch.

P. Du kannst gehen.

B. (Entfernt sich rückwärts gehend.) Soll ich in der Küche Bescheid geben wegen des Sekts.

P. (Verärgert) Wegen was?!

B. (Stottert verängstigt.) Dem Champ- dem Krim- ich meine, sie werden doch sicher wieder behaupten, bei uns knallen die –

P. (Erregt) Bei uns knallt nichts. Schon gar nicht in meiner Nähe. Ich verbiete zum letzten Mal, dass es hier knallt. Verschwinde.

Nachdem der Berater gegangen ist, ein anderer Berater.

B. Sie haben so recht, Wladimir Wladimirowitsch. Wenn wir Korken knallen lassen, denken sie vielleicht, wir haben die Sache für echt gehalten. Sie konnte ja schon deshalb nicht echt sein, weil der Kiewer Faschist nach seinem sogenannten Rausschmiss mit der Präsidentenlimousine weggefahren ist. Wäre es echt gewesen, hätte der Kiewer Faschist zu Fuß zum nächsten Taxistand laufen müssen.

P. Du bist einerseits, ein Idiot, Kolja, andererseits hast du vollkommen recht. Liefern sie weiter Waffen und Dollar? Tun sie. Hat der Mars-Hampelmann seine Satelliten, mit denen sie unsere Helden ausspähen abgeschaltet? Hat er nicht. Und trotzdem sollen wir dieses Schmierentheater für echt halten. Geh in die Küche. Sie sollen die Fenster aufmachen und ein paar hundert Korken knallen lassen.

04.03.2025 Putins Büro im Kreml. Ein Saal. Viel Gold überall. Putin am Schreibtisch. Diverse Berater und Militärs.

Putin nach einem langen Schweigen. Die Anwesenden vorsichtig abwartend.

P. Ihr habt euch also geirrt, ihr Idioten. Ich habe von Anfang an gesagt, es war echt.

B. Es tut uns leid Wladimir Wladimirowitsch.

P. Trotzdem müssen wir uns in Acht nehmen vor dem Lügner in der Weißen Hütte.

B. Obwohl er uns die Ukraine jetzt schenkt?

P. Das wissen wir noch nicht. Erst wenn die EU-Versager vor ihm kriechen, können wir sicher sein. Fürs Erste bomben wir weiter. Habt ihr das verstanden.

Die Militärs salutieren und verlassen eilig den Saal. Putin sitzt missmutig und schweigt. Ein Berater, vorsichtig.

B. Aber es ist doch eigentlich ganz gut gelaufen, bisher, Wladimir Wladimirowitsch.

P. Ja. Schon. Aber es tut mir leid um unseren guten Krimskoye, den ihr letzten Freitag verschossen habt. Das wäre nicht nötig gewesen, so wie sich die Sache jetzt darstellt.

B. (Stolz) Aber Wladimir Wladimirowitsch, das war doch kein Krimskoye. Wir hatten als Geschenk aus der ersten Amtszeit vom Irren in der Weißen Hütte noch eine Palette ganz widerlichen kalifornischen Sekt im Keller, den niemand trinken wollte.

P. So! Sieh mal an. Sehr gut.

B. (Vorsichtig) Sollten wir jetzt, wo der Irre in der Weißen Hütte uns die Ukraine so gut wie geschenkt hat, nicht unsererseits –

P. Ein Gegengeschenk meinst du. Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Der Irre ruiniert gerade seine Bauern mit Zöllen. Wenn es eine Hungersnot gibt, werden wir mit ein bisschen ukrainischem Weizen aushelfen. 

UdM 

VORWÄRTS INS GESTERN

Markus Söder wünscht sich eine „Rückkehr zu einem alten Deutschland…einem Deutschland der Normalität…und der einfachen Leute.“

Welches „alte Deutschland“ mag er wohl meinen? Das Land vor der Wiedervereinigung? Das Land mit alliierten Truppen in Ost und West? Das Land von Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß? Vermutlich nicht das von Willi Brandt und Gerhard Baum.

Auf jeden Fall ein Land ohne Frauenquote, wie sich an einem aktuellen Foto der CDU/CSU Führungsgruppe im Bundestag erkennen läßt: Ein Treffen alter Männer! Wenn Julia Klöckner jetzt noch die Getränke gebracht hätte, wäre die Vergangenheit in der Gegenwart geradezu perfekt gewesen.

Was Söder so mir nichts dir nichts da raushaut, klingt nach einer konservativ/reaktionären Wende, über die aus der AfD zu hören sein wird, CDU/CSU seien jetzt endlich da angekommen, wo sich die AfD schon längst befindet.

H.R.

FREUDE BEREITEN

Donald Trump ist sehr verärgert. Eigentlich über alles. Das heißt, es gibt kaum etwas über das Donald Trump sich nicht ärgert. Über die City-Maut in Manhattan, über Staatsanwälte, die seine Verbrechen mal verfolgt haben, über die Ukraine, weil sie sich von Russland hat überfallen lassen, über Trinkhalme aus Papier, weil sie sich beim Trinken auflösen, über die Europäer – besonders über die Europäer, weil sie nicht mal applaudiert haben, als Onkel Vance sie in München zusammengefaltet hat. Die Liste ließe sich fortsetzen, aber es hat ja keinen Sinn, alles aufzuzählen, worüber Donald Trump sich ärgert. Besser ist es, sich etwas auszudenken, über das er sich freuen könnte. Unlängst ist ihm aufgefallen, dass die USA und Europa ein Ozean trennt. Der Atlantische nämlich. Und weil wir wissen, dass es Donald Trump Freude macht, etwas umzutaufen, könnte man ihm doch anbieten, den Atlantischen Ozean in Amerikanischen Ozean umzutaufen. Dann hieße die NATO North American Treaty Organisation. Und Trump hätte vielleicht wieder ein bisschen Freude an ihr. Er würde abends nach erfolgreichem Einlochen (Golf) Google Maps aufrufen, und da stünde dann anstelle von Atlantic Ocean, American Ocean. Der Präsident würde aus einem sich nicht auflösenden Plastiktrinkhalm seine Cola Light zuzeln und denken ‚Diese Europäer! Vielleicht auch Kandidaten für einen einundfünfzigsten Bundesstaat.‘

UdM  

OLAF UND DER NARR

Wenn der Eine den Anderen einen Hofnarren nennt, dann macht er den Anderen zum Abhängigen eines wiederum Anderen. Er will diesen Anderen treffen und trifft dabei sich selbst. Im Ergebnis ist er daher selbst ein Narr.

H.R.