Diesen Sommer konnte ich erleben wie Schwalben flügge werden. Sie taumeln noch ein weinig unsicher in der Luft herum, sind schnell müde und lassen sich, wo es ihnen bequem scheint, zum Ausruhen nieder. Das war zum Beispiel der Lenker meines Fahrrads. Dort saß jeweils ein Schwälbchen rechts eines links auf den Griffen.
Flaumknäulchen mit breitem gelbem Schnabel und wachen, stecknadelkopfgroßen Äuglein. Das Foto, das ich geschossen habe verdient das nicht steigerbare Adjektiv allerliebst. Deshalb habe ich erwogen, es der Allgemeinheit zugänglich zu machen, vielleicht sogar in einem Tierkinderkalender wo sich die kleinen Schalben zwischen Kätzchen und knuffigen Hundewelpen gut gemacht hätten.
Gut, das ich es nicht getan habe, denn rechtzeitig erfuhr ich vom Schicksal des Tierfotografen David Slater. Das ist der Mann, dem dieses inzwischen weltweit bekannte Foto von einem in die Kamera lächelnden Affen gelungen ist. Das heißt eigentlich nicht ihm, sondern dem Affen. Der habe selbst auf den Auslöser gedrückt, berichtete Slater freimütig aber Unglück bringend, wie man weiter unten lesen kann.
Dieser lächelnde Makake hat einen derart freundlichen, aufmunternden, zu Herzen gehenden Gesichtsausdruck, dass er den Betrübtesten zumindest für ein paar Augenblicke seinen Kummer vergessen lässt.
Aus diesem Grund wohl auch wurde das Foto millionenfach vervielfältigt, auf Tassen und T-Shirts gedruckt und brachte Mr. Slater einiges Honorar ein.
Damit hätte die Sache ein nettes Ende, gäbe es da nicht Peta.
Peta ist eine Organisation, die sich die Verteidigung von Tierrechten in die Satzung geschrieben hat. Peta hat seine Mitglieder gezählt und ist auf mehr als fünf Millionen gekommen, Peta ist also nicht irgendwer. Und Peta ist der Überzeugung, dass die Honorare, die Mr. Slater für sein Foto bekommen hat nicht ihm gehören, sondern dem Affen und hat sich auch gleich erboten im Namen des Makaken alle Honorare zu kassieren und dem Affen in tierrechtlich korrekter Weise zukommen zu lassen.
Slater hielt das anfangs für einen Witz, aber das Lachen ist ihm schnell vergangen, als Peta mit einer Riege von Anwälten anrückte, die nicht pro bono arbeiten.
Um die Geschichte hier abzukürzen: Es war kein Witz, es wurde für Slater immer teurer, schließlich existenzbedrohend, sodass er sich mit Peta außergerichtlich einigte.
Zurück zu meinen Schwalben. Weder haben sie selbst auf den Auslöser gedrückt, noch habe ich Geld mit ihnen verdient. Dennoch muss man vorsichtig sein. Ein Verein der Größenordnung von Peta kann zur Kostendeckung nicht darauf warten, dass mal wieder ein Schopfmakake auf den Auslöser drückt und dabei auch noch lächelt. Man muss sich also schon Gedanken machen, wo man mit seinen Tierfotos tierrechtlich kostenpflichtig wird. Es gibt eine Menge Fotos von Emma, unserer Hündin, eines sogar in unserem Blog. Zwar habe ich kein Geld damit verdient, aber weiß Peta das? Also wird niemand außer der Verwandtschaft und Freunden meine Fahrradlenkerschwälbchen zu sehen bekommen. Die Gefahr, dass jemand mit dem Foto Geld verdient, und ich, weil ich es gemacht habe, von Peta zur Kasse gebeten werde ist einfach zu groß.
Eigentlich ist es schade, das Slaters Sache nicht vor ein Gericht gekommen ist.
Wenn ich Richter wäre in diesem Fall, hätte ich vielleicht zu Peta, zugegeben unrichterlich salopp, gesagt: Habt ihr eine Meise? Zur Strafe ab in den Urwald von Sulawesi und ein Jahr lang Makaken füttern!
Aber ich bin kein Richter, und ich hoffe, das Peta mich nun nicht wegen Lächerlichmachen von Tierrechten verklagt.
UdM