Hundetagebuch 3

Lieber Ulrich,

Hunde bringen Menschen aneinander näher, das zeigt sich ja schon bei uns Beiden. Es wird mit Sicherheit gelingen, alle Ehepartner zum einvernehmlichen „Duzverhalten“ zu bewegen. Spätestens bei der ersten Begegnung von Emma und Mika im kalten Berlin oder Kleinmachnow sollte es so weit sein.

Mit Interesse habe ich Deine Hinweise auf die unterschiedlichen Herangehensweisen von Journalisten und Drehbuchautoren gelesen. Bist Du da ganz sicher, was die „lückenlose Recherche“ meiner Zunft angeht? Und wieso recherchieren Autoren nicht? Beim Betrachten der meisten Fernsehfilme habe ich den Eindruck, hier würden die nur leicht verallgemeinerten Erlebnisse der Autoren, ihrer Lebenspartner, Kinder, Enkel, Geliebten, Hunde und Katzen nacherzählt. Oder aber es wird gleich ein „wirklicher Fall“ dramatisiert.

Nun aber zum Thema: Immer häufiger bekomme ich den Eindruck, dass die Tendenz des hundeafinen Teils der Gesellschaft hin zum „Kleinhund“ geht. Jedenfalls lautet die erste Frage nach der Mitteilung, man werde sich einen Hund „anschaffen“: „Wie groß wird er denn?“ Die Antwort, man wisse es nicht genau, gehe aber so von ungefährer Kniehöhe aus, führt unweigerlich zu der Reaktion: „Das ist aber sehr groß!“

Kannst Du Dir das erklären? Treffe ich ständig Menschen, die mit vier Kindern in einer Zweiraumwohnung leben müssen? Sind alle unsere Freunde und Bekannten heimlich umgezogen? Ich halte Bernadiner für groß. Na, gut.

Was die Zaunfrage betrifft, danke ich für Dein Mitgefühl. Nein, wir werden unser Grundstück nicht komplett einzäunen lassen. Zumal ländliche Experten uns bereits darauf hingewiesen haben, dass läufige Hündinnen im Verein mit sexhungrigen Rüden jeden Zaun, ja sogar Scheunentore und Mauern (!) zu durchbrechen in der Lage sind. D. behauptet, sie werde Mika so gut erziehen, dass sie gar nicht mehr daran denke ihr Territorium zu verlassen. Aber vielleicht betrachtet unser kleines Hündchen die ganze Prignitz, Brandenburg, die Welt als ihr Territorium.

Während wir erst am 1. Dezember das neue Familienmitglied abholen, ist das bei Euch ja schon an diesem Wochenende der Fall. Ich erbitte detaillierte Schilderungen über Transport, die erste Nacht (Wer hat bei Unruhe die Hand in die Kiste neben dem Bett gehalten? Musste als Mutter- und Geschwisterersatz eine Wärmflasche eingesetzt werden?) und überhaupt.

So viel für heute. Jetzt bereite ich mich auf die Moderation einer Tagung zum Thema „Kultur und Alter“ vor. Im Programm ist es zwar nicht vorgesehen, aber ich werde alles versuchen, um das Thema auf „Kultur, Tiere insb. Hunde und die alternde Gesellschaft“ auszuweiten. Mal sehen, was die Veranstalter dazu sagen.

Also, alles Gute, viel Freude auch im Leid und – Wau, Wau?

Dein

Hansjürgen

P.S.

Unsere beiden Katzen haben eben mit der Anrufung der Katzenrechtskommission gedroht, weil sie in den – ihrer Meinung nach – ohnehin pseudodemokratischen Entscheidungsprozess über den Einzug eines stinkenden neuen Familienmitglieds nicht einbezogen wurden.

 

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