Man weiß, dass Franz Josef Jung, seit er nicht mehr Verteidigungsminister und 33-Tage-Arbeitsminister ist, zur intellektuellen Reserve der CDU gehört. Vermutlich auch deshalb wurde er am 20.5. im DEUTSCHLANDFUNK zur Rolle der NSA in Deutschland gehört.
Franz Josef Jungs Äußerungen sind meist von staatstragender Aufrichtigkeit geprägt, sympathisch behäbig und volkstümlich erdgebunden, was ihn nicht immer zum mitreißenden Rhetor macht. Aber es kommt nicht auf die Form, sondern auf die Inhalte an, die aufhorchen lassen. Etwa als Jung im Juni 2006 erklärte, dass er Passagierflugzeuge durch die Luftwaffe abschießen lassen werde, falls diese entführt und zu Angriffen benutzt würden. Das war ein bisschen zu temperamentvoll mit der Haubitze an der deutschen Verfassung vorbeigeschossen, wurde deshalb entschärft und ins Depot gelegt. Nicht ganz so explosiv waren nun Franz Josef Jungs Ausführungen im oben genannten Interview. Dabei lief er sogar zu ungewöhnlicher Emotionalität auf. In erregten Worten schilderte er, was alles durch die amerikanischen Geheimdienste an terroristischen Untaten verhindert wurde. Er begann mit der Sauerlandgruppe und nannte diverse andere verhinderte Anschläge islamistischer Täter. Da alle diese geplanten Verbrechen auf deutschem Boden stattfinden sollten, drängten sich dem unbefangenen Hörer des DEUTSCHLANDFUNKS bei aller Dankbarkeit gegenüber den amerikanischen Geheimdiensten allerdings die Frage auf: Wo waren die deutschen Institutionen, denen – mit Steuergeldern üppig versorgt – doch eigentlich obliegt die deutsche Bevölkerung vor derlei Unbill zu schützen? Der Moderator stellte diese Frage nicht, und auch Franz Josef Jung schien es selbstverständlich, dass für die Aufklärung terroristischer Aktivitäten auf deutschem Boden die NSA zuständig ist. Schien! Denn selbst Übelmeinende mögen natürlich nicht glauben, dass ein deutscher Politiker so etwas behaupten würde.
Es kann deshalb nur ein Zufall sein, dass eine kleine Meldung auf Seite 6 der Süddeutschen Zeitung, ebenfalls vom 20.Mai, ins Auge fiel. Dort heißt es – wörtliches Zitat: ‚Neue Ausrüstungspanne bei der Bundeswehr: Ein Teil der Gefechtshelme muss wegen einer mangelhaften Schraube zur Befestigung am Kopf aus dem Verkehr gezogen werden’. Weitere Details folgen. Als Nichtgedienter und unerfahren im Tragen von soldatischer Ausrüstung verwundert zunächst, dass Gefechtshelme offenbar am Kopf verschraubt werden. Und es stellt sich bei der Vorstellung der Schmerzhaftigkeit einer solche Vorgehensweise die Frage: Kann ein Soldat mit am Kopf verschraubten Helm noch vernünftig denken, handeln und kämpfen? Der – wie schon gesagt ungediente – Autor dieser Zeilen hat erhebliche Zweifel. Aus dem Artikel geht nicht hervor, seit wann Bundeswehrhelme mit defekter Schraube im Einsatz sind. Deshalb kann auch nicht behauptet werden, dass dies schon zu Zeiten geschah, als Verteidigungsminister Jung für die Beschaffung zuständig war. Schon gar nicht darf vermutet werden, dass der Verteidigungsminister, wäre er damals zuständig gewesen, sich einen solchen Helm zu Probe – mit den vermuteten negative Folgen – am Kopf hat verschrauben lassen. – Man könnte allerdings bei der NSA nachfragen.
UdM