Hundebrief 27.11.15

Lieber Hansjürgen,

Staatssekretäre und – innen stehen ja meist ein wenig im Schatten der Minister oder Senatoren denen sie beigeordnet sind. Sie machen die Arbeit und die Minister oder Senatoren (beides ebenfalls in weiblicher Form möglich) sonnen sich im Erfolg.Damit sage ich Dir nichts, was Du nicht schon wüsstest. Nun gab es kürzlich eine schöne Ausnahme von dieser Regel. Die Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Arbeit des Landes Berlin durfte den Applaus für ihre Bemühungen selbst entgegennehmen: Für die Einweihung eines Klos.

Nicht einer gewöhnlichen Toilette, sondern einer ganz besonderen. Ein Foto, auf dem leider nur ihre Hände zu sehen sind, zeigt, wie die Staatssekretärin neben einer Tür ein Schild mit der Aufschrift ‚WC für alle Geschlechter’ befestigt. Auch wenn die Bezeichnung noch etwas sperrig ist und man sich eine Abkürzung wünschen würde – vielleicht ‚Wezfag’ (nur so eine Idee) – verbirgt sich hinter der Senatorinnen-Initiative etwas sehr Innovatives.

Ich dachte zuerst: Was für ein alter Hut! Oder besser alter Deckel! Unisextoiletten gibt es doch längst. Bei meinem kleinen Café zum Beispiel, wo kein Platz ist für D und H, oder bei meiner Zahnärztin in der Altbauetage, wo sich beide Geschlechter im Bedarfsfall die Gästetoilette der ehemals herrschaftlichen Wohnung klaglos teilen. Ganz zu schweigen von der Unisextoilette in einer meiner amerikanischen Lieblingsfernsehserien ‚Ally McBeal’ wo sich Callista Flockart und Greg Germann nicht nur voreinander versteckten, sondern auch heftige Wortgefechte lieferten, ja wo diese Toilette häufig dramaturgischer Dreh-und Angelpunkt der Comedy war.

Was also zeichnet das Wezfag (ich bleibe erst mal dabei, bis es was Offizielles gibt) vor anderen Toiletten aus? Das Wezfag ist nicht nur für Damen und Herren gedacht, sondern auch für Menschen, die sich weder der einen, noch der anderen Gruppe zugehörig fühlen, jene Menschen, die in Illustrierten unter dem Deckmantel geheuchelter Anteilnahme zuweilen Opfer journalistischer, indiskreter Neugier werden.

Die Staatssekretärin muss festgestellt haben, dass viele dieser Mitbürger/innen/undsoweiter sehr häufig auf der Suche nach einem WC verzweifelt durch die Gänge der Behörde irrten, und sowohl bei H als auch bei D Anfeindung und Diskriminierung gewärtig sein mussten. Damit ist nun mit dem Wezfag, jedenfalls in der Senatsverwaltung für Arbeit des Landes Berlin, ein für alle mal Schluss. Die Staatssekretärin sprach bei der feierlichen Einweihung davon, dass das Wezfag eine Leuchtturmfunktion habe, nicht nur für Berlin, sondern für ganz Deutschland, ja für die ganze Welt. (Das habe ich mir ehrlich nicht ausgedacht, und sollte die Bezeichnung Wezfag sich einbürgern, melde ich hiermit Urheberschutz an).

Nun wirst Du dich vielleicht fragen, was hat das alles mit unseren Hunden zu tun?

Fällt Dir bei ‚Leuchtturmfunktion’ nichts auf?! Ist nicht nachts jede Laterne, die unsere und auch andererleuts Hunde beiderlei Geschlechts zur Verrichtung der Notdurft benutzen ein kleiner Leuchtturm? Ich will nicht behaupten, dass die Staatssekretärin sich da hat inspirieren lassen, aber möglich wär’s doch. Vielleicht hat sie ja einen Hund. Und dann die Sache mit Dir und Dina. Hat sie, collieschlau euer WC, als sie Dir dorthin folgte, nicht wenigstens zur Unisextoilette, wenn auch (noch) nicht zum Wezfag gemacht?!

Herzlich Dein Ulrich

Foto

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