Die Strategie der Berliner S-Bahn (gehört zur Deutschen Bahn!) ihre Fahrscheinkontrolleure als zwielichtige Gestalten wirken zu lassen, damit die SchwarzfahrerInnen sie nicht erkennen und gleich wieder austeigen, ist nach einer Reihe von Erprobungsjahren endlich komplett umgesetzt worden.
Besonders ausgebildete Kontrolleure (Kontrolleurinnen sind mir noch nicht begegnet) nehmen sich vor allem ausländische Touristen vor. Diese werden zur Sofortkasse genötigt, ansonsten drohe ein Ausreiseverbot aus Deutschland. Bei Touristen deren Aussehen darauf schließen ließ, dass sie gegen einen Daueraufenthalt nichts einzuwenden hätten, wurden auch kleiner Beträge als die üblichen 60 € abgepresst. Für die Tatsache, dass die Kontrolleure keine Quittungen ausstellten, wurden Argumente im Zusammenhang mit dem Datenschutz für die Mitarbeiter von Fremdfirmen genannt, die im Auftrag der S-Bahn die Kontrollen so effizient durchführen. Im Zuge der Weiterentwicklung des Kontrollmanagements wird offenbar auch über den Einsatz der bei Fahrgästen bisher so beliebten S-Bahn-Musikanten gedacht, die das Einsammeln von Spenden mit der Kontrolle von Fahrscheinen verbinden könnten. Die Musiker fürchten allerdings einen Rückgang der Spendenbereitschaft und schlagen alternativ die Verwendung von Verkäufern der Obdachlosenzeitung vor. Die Deutsche Bahn hat eine Arbeitsgruppe unter Leitung des früheren Kanzleramtschefs Roland Pofalla eingesetzt, die dem Vorstand unter Berücksichtigung internationaler Erfahrungen berichten soll.
HR