DER MOHR HAT SEINE SCHULDIGKEIT…

Außer, dass nichts rechtzeitig fertig wird, konnte die Berliner Lokalpresse in letzter
Zeit wenig bieten. Da ist der Leser dankbar, wenn es mal wieder einen Aufreger gibt:
Der Wirt des ehemals ‚Der Kleinen Mohr’ genannten Kreuzberger Lokals hat seine
Destille aus Gründen von Political Correctness in ‚Der Kleine Moritz’ umbenannt.
Das hat manchen Stammgästen nicht gefallen. Obwohl der Wirt doch vermeiden
wollte, dass seine Gasstätte in den Ruch des Rassismus gerät.


Das Telefonbuch verzeichnet eine ganze Reihe von Mitbürgern mit dem Namen
Mohr. Ich habe meinen alten Schulkameraden Jens Mohr gefragt, ob auch er schon
mal erwogen hat, sich in Moritz umtaufen zu lassen. Oder ob er es wenigstens
vermeidet, seinen niedlichen Enkel den ‚kleinen Mohr’ zu nennen, wie er es mir
gegenüber schon mal getan hat.
Jens ist übrigens der Meinung, dass sein Name sich von den Mauren ableitet, die in
der französischen Aussprache wie ‚Moor’ klingen. Die Mauren waren hochzivilisierte
aus Nordafrika eingewanderte Muslime, aus Südspanien nach einigen hundert
Jahren von der katholischen Reconquista vertrieben. Sie haben etliche Kunstwerke
hinterlassen, von denen die dortige Tourismusbranche noch heute profitiert.
Wer den Wirt des ‚Kleinen Mohr’ gedrängt hat, sein Lokal umzutaufen, war auf die
Schnelle nicht zu ergründen. Es könnte etwas mit der ‚Mohrenstraße’ im Bezirk Mitte
zu tun haben, deren Benennung zwar im Dunkel der Geschichte schlummert, um
deren Umbenennung sich aber ebenfalls, bisher allerdings ohne Erfolg, bemüht wird.
Ein erboster Gast des nunmehr ‚Kleinen Moritz’ soll sich derartig erregt haben, dass
ihm die Worte Political Correctness, die er im Fall seiner Stammkneipe stark
übertrieben fand, erst beim dritten Anlauf fehlerfrei gelangen.
Übung macht den Meister. Die Formulierung wird so bald nicht an Bedeutung
verlieren.
UdM

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