SCHAD’T DIR JANISCHT ?

Wenn ich als Kind trotz eindringlicher Warnung meiner strengen Großmutter der Versuchung durch eine Pfütze zu laufen nicht widerstehen konnte, ich darauf, wie vorhergesagt, nasse Füße hatte, die sehr schnell kalt wurden, was häufig zu Tränen führte, bekam ich das heute kaum noch gebräuchliche ‚Schad’t dir janischt!’ zu hören. Gemeint war: Das hast du nun davon. Eine logische Verbindung zwischen einem Fehlverhalten und seinen unangenehmen Folgen. Ursache erzeugt Wirkung.

Dazu gibt es eine Berliner Variante. Sie geht so: Ein Kind sagt anklagend zu seinen Eltern: ‚Schad’t euch janischt, wenn mir die Finger frier’n, warum kooft’er mir keene Handschuhe!’

Der Witz besteht darin, dass das Prinzip Ursache erzeugt Wirkung auf den Kopf gestellt ist: Schuldlos bestraft. Warum die Eltern dem Kind keine Handschuhe kaufen kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht findet der Vater, die Mutter müsste die Handschuhe vom Haushaltsgeld bezahlen, vielleicht findet die Mutter, der Vater sei für derartige Ausgaben zuständig. Wie auch immer: Leidtragend ist das Kind mit seinen frierenden Händen, machtlos gegenüber dem Streit ums Portmonee.

Das kam mir in den Sinn, als ich gestern Fernsehaufnahmen und Bilder von deutschen Flughäfen sah: Weit über zweihunderttausend ratlose, verzweifelte, wütende Menschen, die ihre Geschäftstermine nicht wahrnehmen konnten, Familienbesuche absagen mussten, Urlauber, die ihr Ferienziel nicht erreichten, In- und Ausländer, die ihren Rückflug nicht antreten konnten.

 

UdM  16.01.19

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