ROSENMONTAGSGEDANKEN

Keinem politisch Interessierten kann die Schockwelle entgangen sein, die Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrer närrisch gemeinten Einlassung zu WCs für das Dritte Geschlecht ausgelöst hat. Wo sie nur schwappt, die Welle, gibt es mahnende Worte, zukünftig verbale Geschmacklosigkeit dieser Art zu unterlassen, wo sie sich als Monsterwelle an den Gestaden der Political Correctness bricht, ist AKK durch ihre Sottise nun nicht mehr kanzerlinnenfähig.

Eine Betrachtungsvariante, die vermutlich einen Tsunami der Empörung auslösen würde, findet sich heute in der Süddeutschen Zeitung, wäre sie nicht in der linken unteren Ecke der Seite 5 versteckt. Dort stellt ein Schreiber oder eine Schreiberin die Frage ‚Wieso nur kann man auf all dies nicht verzichten?’ Auch nach mehrmaligem aufmerksamen Lesen des Artikelchens ist unzweideutig gemeint, warum nicht Karneval, Fasching und Fastnacht mit den Blödeleien und dünnen Witzen gänzlich  abschaffen, um Spaßbeiträge, wie die der CDU-Chefin, gar nicht erst möglich zu machen.

Ganz abgesehen davon, dass ein solcher Gedanke nur einem norddeutschen Hirn entsprungen sein kann, entbehrt er auch einer gewissen Logik. Würde man ernsthaft so argumentieren, müsste man die Sonne abschaffen, um Sonnenbrände zu vermeiden, die Demokratie, damit niemand mehr AfD wählen kann oder LKWs verbieten, damit bei deren Abbiegen keine Radfahrer mehr totgefahren werden.

Gerade letzteres wäre besonders unsinnig, weil es für Menschen, die sich gerne Trucker nennen und ihre Fahrzeuge liebevoll Brummis durchaus Möglichkeiten gibt, Radfahrer am Leben zu lassen. Am einfachsten ist ein Blick in die bei Brummis sehr aufwändigen Rückspiegel. Da dies offensichtlich zuweilen unterbleibt, hat Erfindergeist den LKW-Herstellern den Abbiegewarnassistenten geschenkt, der, sollte der Trucker aus welchen Gründen auch immer, den Blick in den Spiegel unterlassen einen Warnton abgibt, der spätestens dann zur lebensrettenden Vollbremsung führt.

Der Assistent ist also eine großartige Sache. Im Vergleich zum üblicherweise sechsstelligen Kaufpreis eines Brummis, ist die Anschaffung eines Warnassistenten nicht nur segensreich sondern durchaus zumutbar. Er sollte eine Selbstverständlichkeit in jedem LKW sein, ist es aber keineswegs. Betreiber von LKW-Flotten, früher schlicht Spediteure, heute Logistiker sind da nämlich ganz anderer Meinung. Für deren Mehrzahl ist ein plattgewalzter Radfahrer hin und wieder verschmerzbarer als die Zusatzausgabe, um es karnevalistisch überspitzt auszudrücken.

Hier nun wäre es eigentlich am Gesetzgeber vorzuschreiben was lebensrettend ist.

Dem mündigen deutschen Verkehrsteilnehmer etwas vorzuschreiben, ist allerdings ebenso abwegig, wie die Abschaffung des Karnevals. Immerhin hat sich Autominister Scheuer aber neben der Abschaffung lästiger Luftreinhaltungswerte – kein Karnevalsscherz – hier etwas Lustiges zur Karnevalszeit ausgedacht: Mit ein paar Millionen Steuergelder bezuschusst er der notleidenden Logistikbranche die Anschaffung der Assistenten. Der Topf war nach wenigen Tagen ausgeschöpft. Die Logistiker fordern entschieden weitere Millionen.

Wie wäre es zum Karneval damit: Ein Spediteur ist ein Mensch, dem das Leben von Radfahrern am Herzen liegt, solange es ihn nichts kostet. Ein Autominister ist ein Mensch, der dafür sorgt, dass es so bleibt. Auch nicht witzig? Na dann: Tätää!Tätää! Tätää!

UdM  04.03.19

 

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