Bis gestern musste Bürgermeister Müller mit waagerecht gezogenem Mund von der Seitenlinie des Coronainfektionsgeschehens aus tatenlos mitansehen, wie Söder und Laschet einen Punktum nach dem anderen mit Sonderregelungen für sich verbuchen konnten. Nun endlich stürmt auch Berlin aufs Lockerungsfeld. Die Zurückhaltung hat sich gelohnt, denn was der Senat sich ausgedacht hat, dürfte schwer zu toppen sein: Die Coronaampel. Sie funktioniert so: Wenn sie von grün zwei Mal auf gelb springt, schaltet sie auf Rot. Springt sie zwei Mal auf Rot, geht Berlin zurück in den Lockdown.
Die jeweiligen Ampelfarben ergeben sich aus drei Parametern. Dem Faktor R, der Anzahl der zur Versorgung von Coronapatienten zur Verfügung stehenden Krankenhausbetten und der Zahl der Neuinfektionen pro Hunderttausend Einwohner. Letztere wird in Berlin anders als vom Bund beschlossen von 50 auf 20 herabgesetzt. Damit unterbietet Berlin sogar die von Kanzleramtsminister und Altenkasernierer Helge Braun geforderte 35ger Grenze.
Das Ergebnis der drei Parameter wird mühelos von einer noch zu bildenden Task-Force, bestehend aus drei Diplommathematikern in seiner ampeltauglichen Korrelation errechnet und jeweils täglich um 00.00 Uhr an die Ampelwarte weitergegeben.
Zusätzlich gilt: Wenn mindestens drei für die Berliner Sonderregelung Verantwortliche zwei Mal hintereinander wegen des Vorwurfs des groben Verwaltungsunfugs einen roten Kopf bekommen und sich mindestens zwei Mal hintereinander mindestens drei Millionen Berliner grün und gelb geärgert haben, geht der gesamte Senat einschließlich Bürgermeister Müller bis zum Ende der Coronapandemie in den Lockdown.
UdM 13.05.20