Unsere französischen Miteuropäer, in vielem schon immer etwas präziser als wir – man denke nur an ihre Philosophen – waren dies, als mit den Opfern noch geredete wurde, auch beim bewaffneten Straßenraub: Die Ansage war kein schwammiges ‚Hände hoch!’ ohne genaue Angabe wozu, sondern ‚La bourse ou la vie!’, Geld oder Leben.
Soviel vorweg. Was nun folgt ist eine Reihe schiefer und hinkender Vergleiche. Ich starte trotzdem. Mit meinem Auto, dessen voller Tankinhalt mir bei vernünftiger Fahrweise gut sechshundert Kilometer erlaubt. Wenn ich nun nach hundertfünfzig Kilometern, also wenn der Tank noch dreiviertelvoll ist, nervös würde, wäre das verwunderlich, denn auf den noch vor mir liegenden vierhundertfünfzig Kilometern keine Tankstelle zu finden wäre in Mitteleuropa höchst unwahrscheinlich. Es sei denn, die Betreiber der am Wege liegenden Tankstellen, die eigentlich Supermärkte sind, an denen man auch tanken darf, würden, obwohl auch deren Tanklager noch dreiviertel voll sind, einen Notstand verkünden, weil das Betreiben der Tanksäulen ungleich unrentabler ist als das Geschäft mit dem Tankstellensupermarkt. Wenn die knauserigen Mineralölkonzerne das nicht durch bessere Verdienstmargen korrigierten, müsse man damit rechnen, dass, wenn die Spritvorräte aufgebraucht seien Zapfen duster ist.
Die deutschen Krankenhäuser haben darauf aufmerksam gemacht – Achtung: hinkender Vergleich – dass zwar nur ein Viertel der auch für Coronakranke vorgehaltenen Betten besetzt ist, dennoch mit gefährlichen Engpässen zu rechnen sei. Weil nämlich für die Versorgung der eigentlich durchaus beruhigenden unbesetzten Dreiviertel der Intensivbetten erstens nicht genügend Personal vorhanden sei und zweitens bei voller Auslastung der Intensivbetten die lukrativeren Einnahmen aus dem üblichen Krankenhausbetrieb wegbrächen. Es sei denn, diese Verluste würden staatlicherseits ausgeglichen.
Verkneifen wir uns bis nach dem Ende der Pandemie mal die Frage, warum eigentlich Krankenhäuser wie Tankstellen Gewinne machen müssen, statt mit ihren Einnahmen lediglich die zur Gesundung und zur Lebensrettung notwendigen Kosten zu decken.
Spahn und Scholz aber rufen wir zu : Ein bisschen weniger Lufthansa, Kaufprämie für Elektroautos, Abwrackprämie für LKWs, und so, dafür noch mehr LA BOURSE POUR LA VIE.
UdM 23.11.20