Die üblichen Spaßbremsen, die jedes Tischfeuerwerk bereits für ein ökologisches Verbrechen halten, haben heftige Kritik an der traditionellen Liveshow des ZDF am Brandenburger Tor geübt. Überflüssig, Geldverschwendung, eine Provokation wenige hundert Meter entfernt von Menschen auf der Intensivstation in der Charité, die um ihr Leben kämpfen.In Sachsen-Anhalt sahen sich CDU und AfD in ihrer Kritik an den „öffentlich-rechtlichen Geldverschwendern“ bestätigt.
Was ist die Wahrheit? Das ZDF hatte die Show bereits abgesagt und stattdessen „Die Lachparade des Jahrhunderts“ ebenfalls mit Johannes B. Kerner senden wollen. Auf eindringliche Bitte des Berliner Senats, Informanten sprechen sogar von „flehentlichen Bitten“, lenkte die Unterhaltungsabteilung des ZDF schließlich ein. Ohne die ZDF-Show als Vorwand, könne man das Brandenburger Tor nicht weiträumig absperren und von Einsatzkräften auch aus anderen Bundesländern blockieren lassen. Die Vorfälle am Reichstag hätten schließlich gezeigt, dass schon kleine Gruppen ausreichten, um nationale Symbole zu besetzen und für ihre Zwecke zu mißbrauchen.
Nachdem selbst der Berliner Kultursenator (Die Linke) beim ZDF-Intendanten interveniert hatte und dabei durchblicken ließ, bei einer erneuten Abstimmung über eine Erhöhung der Haushaltsabgabe, könnte sich Berlin als Land im Osten dem Lager der Kritiker anschließen, lenkte der Mainzer Sender „im nationalen Interesse und zum Schutze der Menschen in der Hauptstadt“ schließlich ein.
Johannes B. Kerner, dessen ausdrücklicher Dank an die Krankenschwestern der Republik kurz vor Mitternacht, als „anmaßend“ kritisiert worden war, ließ erklären, er habe sich damit auch dafür bedanken wollen, dass ihm seine leichtfertige Empfehlung der Air Berlin Aktien, der gerade im Medizinbetrieb viele
gefolgt seien, nicht länger verübelt würden.
H.R.