Es gibt Fernsehsendungen, die man sich trotz der Moderatorinnen anschaut. „Maybrit Illner“ zum Beispiel und „Anne Will“. Diese Art, gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren, ist so aus der Zeit gefallen, dass es einen wundert, weshalb in den Sendeanstalten nicht längst über Alternativen nachgedacht wird. Die besserwisserisch-ironische Fragehaltung, die durchschaubaren Versuche, Schlagzeilen und Klicks statt Erkenntnisgewinn zu produzieren, wirken zunehmend peinlich.
Sich auf Argumente einzulassen, gehört ebenfalls nicht zu den Stärken. Gnadenlos wird der von einer vielköpfigen Redaktion erstellte Fragenkatalog abgearbeitet. Hinweise auf nicht zutreffende Tatsachenbehauptungen durch die geladenen Gäste lassen gelegentlich erkennen, wie wenig die Moderatorinnen tatsächlich „im Stoff“ sind. Da hilft in der Not ein als Provokation konzipierter Einspielfilm, der mit dem tatsächlichen Gesprächsverlauf nur noch wenig zu tun hat. Aber um darauf zu verzichten, war er dann zu teuer.
Vielleicht sollten die Sender mit wöchentlich wechselnder Moderation für ein bißchen internen Wettbewerb sorgen. Etwas sachlicher, weniger eitel, insgesamt frischer und frecher, statt beleidigt und schulmeisterlich. Wenn die nun wirklich nicht kompliziert zu produzierenden Sendungen in der ARD auch noch von eigenen Redaktionen hergestellt würden, wäre schon wieder Geld gespart.
H.R.