18 Millionen Haushalte ohne Handball-WM

stellt ein Sportjournalist des Berliner ‚Tagesspiegels’ vom 21.01. in einem Artikel auf der Medienseite des Blattes erbittert fest.

Gemeint ist damit, dass die Öffentlich-Rechtlichen Sender es nicht gebacken kriegen, ein paar unwichtige Sendungen aus dem Programm zu kicken, um ein mögliches Weltklassespiel der deutschen Handballer im Katarischen Doha live zu übertragen.

Handball ist jene Sportart, bei der die Spieler mehr durch die Luft fliegen, als dass sie mit den Füßen, Händen oder dem ganzen Leib den Boden berühren. Der Ball, den es an einem meist in ballettartigem Spagat stehenden Torwart vorbei in ein Netz zu befördern gilt, ist derartig schnell, dass der ungeübte Beobachter ihn selten zu Gesicht bekommt. Auch die ohne Unterlass ausgestoßenen Schreie der Spieler, verstärkt durch das mannigfache Echo der Halle, in dem das Spiel stattfindet, sind nicht hilfreich, denn sie entringen sich der Kehle der auf den gespreizt Stehenden zielenden Angreifer sowohl bei Erfolg als auch bei Misserfolg. Dabei ist dieser Erfolg im Vergleich zum Fußball, bei dem sich die Zuschauer zuweilen mit der Tatsache begnügen müssen, dass der Ball nach Eineinhalb Stunden kein einziges Mal den Mann im Tor überlisten konnte, beim Handball ungleich größer. Üblicherweise kommt es auf beiden Seiten der sich Bekämpfenden zu zweistelligen Torergebnissen, ohne das der Zuschauer allerdings so recht deren Zustandekommen durchschaut.

Verwirrt wird er zusätzlich durch das ständige Getriller eines Schiedsrichters, der über die Augen eines Jagdfalken verfügen muss, sonst könnte er nicht unablässig sowohl die vom Zuschauer kaum je erkannten Regelverstöße noch die korrekten Erfolge der Spieler ertrillern.

Zudem kann das Spiel den Nicht-Fan durch die modulationsarmen Wiederholungen seiner Spielzüge einerseits ein wenig ermüden, andererseits nötigen ihm die raketenartig abgefeuerten Angriffe und Gegenangriffe eine Aufmerksamkeit ab, wie er sie sonst auf einer sechsspurige Autobahn beim Rush am ersten Ferientag braucht.

Nun wäre es gegenüber dem Hallenhandball ungerecht, wenn man an dieser Stelle nicht auch Tischtennis erwähnen würde, wo das ungeübte Auge das Bällchen ebenfalls nur dann sieht, wenn es am Boden liegt.

Auch Eishockey ist ein Spiel, dessen Tempo ein rasches Auge und einen gelenkigen Halswirbel fordert.

Aus all diesen Gründen gehört der Autor dieser Zeilen nicht zu den ausgesprochenen Liebhabern der angeführten Sportarten. Eine Ausnahme sei gemacht: Als Eishockey noch von dem unvergleichlichen Sammy Drechsel kommentiert wurde, hat er (der Autor) kaum ein Spiel ausgelassen. Das war allerdings der Tatsache geschuldet, dass es sich bei Sammy Drechsel nicht nur um einen Sportreporter , sondern auch um einen Kabarettisten gehandelt hat, dessen Reportagen häufig kurzweiliger waren als die Spiele selbst.

Die Süddeutsche Zeitung sieht den Übertragungsskandal offenbar etwas gelassener. Sie schreibt, dass es den Katarern ähnlich gehen muss wie dem Autor. Sie müssen durch gutes Zureden und Gratistransport zum Ort des Geschehens zur Teilnahme ermuntert werden.

Jedenfalls muss der Schreiber des ‚Tagesspiegels’ seine Zahl der 18 Millionen düpierten Öffentlich-Rechtlichen Sportbegeisterten, was mich betrifft, um einen Zuschauer nach unten korrigieren.

UdM

1 Response

  1. Lieber Ulrich,
    da muss ich jetzt als Golfspieler, der sehr viel kleinere Bälle gewohnt ist, heftig widersprechen! Handball hat eben viel mit Körperlichkeit und Strategie zu tun. Die Tatsache, dass ein Speil in wenigen Minuten gedreht werden kann, macht einen Teil des Reizes aus. Aber wenn es vor allem um die Größe des Balles geht: Wie wäre es mit Völkerball?
    Hansjürgen
    P.S.
    Mika findet Handbälle toll!

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