Hundetagebuch 42

Lieber Ulrich,

morgen soll es zur „Konfrontation“ kommen. Der Hundetrainer hat uns empfohlen Tom und Lucy zunächst in ihren Körbchen in einem geschlossenen Raum zusammen zu bringen. Dann mit Mika an der Leine die Körbchen zu öffnen und der gezügelten Natur ihren Lauf zu lassen. Ich hoffe es funktioniert! Jedenfalls muss es mit der Grübelei ein Ende haben, ob z.B. der Haarausfall unseres Katers durch die Bedrohung durch den Hund verursacht sein könnte oder eher eine normale Allergie der Auslöser ist. Die Aufteilung des Hauses in Katzen- und Hundezonen ist dem Leben des Großrudels ebenso wenig zuträglich, wie das nächtliche Suchen nach verängstigten Katzen.

Am einfachsten wäre es natürlich, den Katzen und dem Hund zu erläutern, dass das Futter, das ihnen besonders interessant erscheint, eben von jenem Erzfeind stammt, der ansonsten Objekt jägerischer Begierde, schlecht riechendes Ungeheuer, respektive beneideter, weil ganz offensichtlich von den Dosenöffnern bevorzugter Hausgenosse ist.

Da unser Sternhagener ja ebenso wie der Eure, die Weite des Brandenburger Landes liebt und Rückkehrkommandos auf den tauben Fleck im Hundeohr stoßen, habe ich auch dazu den Trainer befragt (was bei Dir vermutlich wieder zu der Vermutung führt, ich müsse mich immer bei irgendwelchen Experten, sei es in Buch- oder Menschenform, rückversichern). Er empfiehlt den lieben Hündchen auch auf dem Land nicht allzu viel Abstand zu ihren Rudelführern zu erlauben.

Also: auf dem Land und auch im Stadtwald bei bekannten Ausbüchsstellen – etwa kurz vor der Pferdekoppel – den Hund vorsorglich an die Leine nehmen, damit er merkt, dass wir gemerkt haben, dass hier Disziplinlosigkeit droht und künftig nicht mehr geduldet wird. Auf dem Land muss dann die Schleppleine dabei helfen, die schlimmsten Ausflüge zu verhindern (Kuhherden, Schlammlöcher, Hühnerhöfe, Wiesen voller Schafsknittel – Du weißt schon). D. warf zu Recht ein, damit beschneide man ja die Freiheit und den Spaß unseres Hundes dramatisch und damit natürlich auch unsere Freude an der Freude. Da hat sie natürlich Recht, konnte aber mein Argument zumindest bisher nicht entkräften, dass die Vorsorgemaßnahmen (ich verkneife mir unangebrachte Vergleiche mit dem G-8-Gipfel) letztlich der Sicherheit des Tieres dienten, das damit vor Autos und den Büchsen hundefeindlicher Jäger geschützt würde. In anderen Worten: Mika wird vor sich selbst geschützt, was natürlich bei Demonstranten, die in der Gefahr stehen, freiwillig oder unfreiwillig einen Gesetzesbruch zu begehen, ebenfalls gelten könnte.

Habe ich Dir schon berichtet, dass unser Garten nun an geeigneter Stelle mit einem robusten und ästhetisch vertretbaren Türchen gesichert ist? Damit wird das einigermaßen geruhsame Lesen einer Zeitung auf der Terrasse in Anwesenheit von Fräulein Mika erleichtert, natürlich vorausgesetzt, sie buddelt nicht in irgendeiner Ecke D.s Lieblingsrose aus oder versteckt ihren Hartgummiball in einem frischen Loch im gerade erst reparierten Rasen. Jedenfalls konnte ich durch das neue Tor, dass den Bereich hinter dem Haus sichert, den provisorischen Hühnerzaun im vorderen Bereich wieder entfernen, was dem Heckenwuchs und dem Gesamteindruck sehr entgegenkommt.

Vergangenen Mittwoch hat Mika dann auch die erste Nacht bei unseren sehr hilfsbereiten Nachbarn verbracht. Elke, die Nachbarin, hat mir glaubhaft versichert, dass sie allen Versuchen unseres Hündchens, im Morgengrauen einen Platz im Ehebett zu erschmusen, eine Absage erteilt habe.

Ansonsten ist das Nachbarhaus, insbesondere der Garten, eine von Mikas bevorzugten Anlaufstellen. Dort gibt es Leckerlis, dort darf der vergammelte Tennisball immer und immer wieder in einem ständig größer werdenden Loch verbuddelt werden, welches Nachbar Bernd geduldig und zur Freude des Besuchshundes ebenso regelmäßig wieder zuschippt. Es ist ein bisschen so wie mit die Enkelkinder verwöhnenden Großeltern oder der Lieblingstante. Und – seien wir ehrlich – Unarten werden zu liebenswerten Eigenschaften, wenn man weiß, dass der Besuch eben nur ein Besuch ist, für den Andere die wirkliche Verantwortung tragen. Aber jenseits solch nebensächlicher Überlegungen ist es eine Erleichterung, Mika gut und liebevoll in nächster Nähe zu wissen, zumal ihr letzter Aufenthalt bei Moni Sadlo mit dem Aufschlitzen der Pfote durch eine Glasscherbe endete.

So viel für heute. Wir hoffen Du hattest einen schönen Menschengeburtstag. Wir sollten schon einmal überlegen, wie wir die Geburt von Emma und Mika im Sommer entsprechend würdigen wollen.

Wau, Wau, Wau!

Hansjürgen

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