Lieber Hansjürgen,
heute Morgen – nein, eigentlich fing es schon gestern Abend an mit dem toten Hund bei der ARD. Er lag, eine Blutschleifspur führte zu ihm, in einer Tankstelle, in der der Schauspieler Ben Becker mit Klebeband gefesselte Geiseln hielt. Vermutlich hatte er auch den Hund erschossen, denn er erwähnte beiläufig, dass er keine möge. Ben Becker, genauer natürlich die Figur, die er verkörperte, wollte Zitat: Ins Radio.
Das hätte ihm eigentlich mühelos mit einem Anruf in der dafür vorgehaltenen Kummer-Sendung des SWR gelingen müssen, zumal dort eine Psychologin am Mikrofon saß, die ihren Posten zwar wegen Volltrunkenheit räumen musste, aber flugs durch die Schauspielerin Katja Riemann ersetzt wurde, die passgenau gerade unter falschem Namen aus Marokko kam. Warum wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, warum sie zum Geiselnehmer in die Tankstelle fuhr, wo doch, wenn der Mann ‚ins Radio’ wollte, dieser Wunsch vom Radio aus leichter zu erfüllen gewesen wäre. Wir haben auch nicht erfahren, warum die von Herrn Becker dargestellte Figur Geiseln in einer Tankstelle nehmen musste, um schließlich zu bekennen, dass sein kleiner Sohn nicht entführt worden war sondern von ihm selbst durch eine Unachtsamkeit zu Tode gebracht und im Wald verscharrt – Ben Becker bestand auf ‚bestattet’ – wurde. Bis es dazu kam geschahen über 90 Minuten eine Reihe von Dingen, die vielleicht unter dem Motto gedacht waren: ‚Finde heraus, was alles hier vollkommener Blödsinn ist.’ Da eine solche Aufforderung aber nicht erging, blieb die Geschichte bis zum Ende rätselhaft. Zurück zum toten Hund : Es fehlte im Abspann der Hinweis für Tierschützer, dass es sich bei dem toten Hund um eine höchst lebendigen, zum Stillligen abgerichteten handelte, der nach den Dreharbeiten mit einem Leckerli (hoffentlich) belohnt wurde.
Damit auch zurück zu heute Morgen, als die Lektüre einer einzigen Zeitung, in diesem Fall des ‚Tagesspiegel’ einen Hundehalter in tiefe Depressionen stürzen musste. Da steht zum Beispiel auf der Seite ‚Weltspiegel’ der Headline-Trompetenstoß ‚Deutscher Chef im All’. Das erinnert an Schlagzeilen wie ‚Wir sind Weltmeister’ oder auch ‚Wir sind Papst’. Bei ‚Wir sind Chef im All’ handelt es sich um einen deutschen Astronauten der auf dem Raumschiff ISS im Mai 2018 das Kommando übernehmen soll, wenn es sich Herr Putin wegen hässlicher Verdächtigungen seiner Sportler bis dahin nicht anders überlegt hat. ( Zum Beispiel durch Annexion der ISS nach Volksabstimmung unter den russischen Astronauten.)
Der Bezug zu Russland kommt hier nicht von ungefähr, sondern ruft den sowjetischen Weltraumund Laika in traurige Erinnerung, der als erstes Lebewesen Mutter Erde aus dem All bewundern durfte, bei der Rückkehr, entgegen der Behauptung russischer Propaganda aber keineswegs mit den Schwanz wedelte, sondern – siehe oben: Tankstelle.
Nun zum Kern meiner morgendlichen Lektüre: Der Entwurf eines Hundegesetzes wurde vom Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses beschlossen, nun weitergeleitet an den Haupausschuss, von dort kommt es ins Parlament – so funktioniert Demokratie. Das schützt ein Gesetz freilich nicht davor Murks zu sein. Nach dem Gesetz müssen Hunde zukünftig an der Leine geführt werden. Allerdings nur ‚neu angeschaffte’. Emma ist demnächst zehn Jahre alt, man sieht ihr aber beim Gassigehen nicht an, dass sie eine nicht Neuangeschaffte ist. Wie bewahrheitet man das, wenn das Gesetz in Kraft ist? Sieht man es an der Hundemarke? Muss man die Anmeldung zur Hundesteuer beim Finanzamt mitführen? Den letzten Steuerbescheid? Leichter wäre es, wenn Emma nur eine ‚Risthöhe’ von 30 Zentimetern hätte. Dann bräuchte sie keine Leine. Wie zum Beispiel der neurotische winzige Kläffer vorm italienischen Weinladen, der den Passanten regelmäßig an die Fesseln geht, weil seine Halter ihn offensichtlich nicht zu freundlichem Umgang mit anderen Lebewesen erziehen konnten. Und was macht Frau Gerster aus dem Dritten, deren Mischling so um die 30 Zentimeter Risthöhe hat: Führt sie ein Maßband bei sich, um das bei einer Kontrolle zu beweisen? Überhaupt Kontrolle: Wie reagiert die Dame vom Ordnungsamt, der es obliegen soll, dem Gesetz zu Respekt zu verhelfen, wenn sie vom Zweimetertyp mit dem unangeleinten Pitbull beim Zücken des Strafzettelblocks zu hören bekommt: ‚Eins auf die Fresse, du V…e?!’
Ich erspare Dir weitere Kommentare zum geplanten Gesetz, nicht weil es für uns mit nicht neuangeschafften Hunden kaum Änderungen bringt, sollte es jemals das Parlament passieren, sondern weil mir bei der Lektüre des ‚Tagesspiegel’-Artikels wieder einmal klar geworden ist, dass ein Gesetz zum Thema Hund nicht Hundegesetz, sondern Hundehaltergesetz heißen müsste. Und dass es ein solches Gesetz natürlich nie geben wird, weil es dabei um menschliches (Fehl)-Verhalten gehen müsste, dessen Facettenreichtum nicht einmal das Strafgesetzbuch mit all seinen Paragraphen zu fassen vermag. Nette Menschen haben gemeinhin nette Hunde, böse Menschen aller Art meist böse Hunde, die nichts dafür können, gleich welcher Rasse. Das kriegt man in kein Gesetz.
Der Zeitungsartikel ist mit einem hübschen Foto des für das Gesetz verantwortlichen Senators dekoriert. Der Senator hat einen sitzenden Hund neben sich, dessen Risthöhe man nur schätzen kann. Der Senator lächelt spitzbübisch. Kein Wunder: Er hat seinen Hund offensichtlich vor Inkrafttreten des Gesetzes angeschafft.
Ulrich
Funny what hicks focus on when it comes to the MLK me.hrial..m…Toe architect and civil Engineering firm responsible for building the memorial, is Black woman owned and operated, founded by 2 Howard University grads.
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