SÖDERS ZUGDEPOT

– Herr –

– Bitte keine Namen – nennen Sie mich einfach Depotleiter.

– Herr Depotleiter, Sie verwalten also hier die Züge, auf die Markus Söder bei Bedarf aufspringt.

– Ich halte sie für den sofortigen Gebrauch bereit. Man muss da ja genau so geschmeidig sein wie der Chef selbst.

– Hier vorne sehen wir einen ganz schwarz lackierten Zug –

– Ja, das ist der Strenge-Vater-Zug, der muss ständig unter Dampf gehalten werden, genau so wie gleich daneben der weiß lackierte, der Gütige-Vater-Zug.

– Dann haben wir hier einen Zug mit sehr unterschiedlichen Waggons, etwas verwirrend –

– Nicht für den Chef. Das ist der Virologen-Zug. Da springt der Chef jeweils entsprechend der öffentlichen Sympathie der Virologen auf. Hintendran hängt der Leopoldina-Waggon, da ist der Chef seit einiger Zeit nicht mehr aufgesprungen.

– Ganz da hinten fast auf dem Abstellgleis sehen wir einen Zug mit weiß-blauen Rauten lackiert.

– Das – ja – den halten wir etwas im Hintergrund, das ist der Wir-in-Bayern-Zug, eigentlich der Lieblingszug vom Chef, bis bei uns die Infektionszahlen explodiert sind, da hat der Chef ihn – also – aber ich glaube, jetzt werden wir ihn bald wieder nach vorn holen.

– Dann sehen wir einen ganz putzigen, kleinen Zug, gelb-schwarz lackiert –

– Den mögen wir hier alle besonders: Das ist unser Biene-Maja-Zug. Den holt der Chef sicher im Frühling wieder vor.

– Der Zug macht einen recht zarten Eindruck, hält der das denn aus, wenn da so ein schwerer Mann draufspringt.

– Da springt der Chef nicht. Da legt er sich ganz behutsam drauf. Das kommt sehr gut an bei den Wählern.

– Vermutlich wie auch gleich daneben der grünlackierte –

– Genau. Unser Klima-Zug. Da wartet der Chef ab, ob die Grünen irgendetwas in der Richtung äußern, und schwupp, ist er drauf.

– Hier  ganz auf der rechten Seite haben wir einen sehr repräsentativen Zug mit allerdings sehr vielfarbigen Waggons.

– Das ist unser Merkel-Zug, die farbigen Waggons stehen für die verschiedenfarbigen Jacken der Kanzlerin.

– An diesem Zug fällt uns auf, dass es nur eine Tür gibt und die ist so weit oben angebracht, dass man sich fragt, wie kommt man da hoch?

– Das ist eine Spezialanfertigung vom Chef. Die Tür ist so gestaltet, dass der Lachet nicht aufspringen kann.

– Außerdem fällt uns auf, dass die Züge vorn alle einen sehr großen, fast übergroßen Rückspiegel haben.

– Nein, nein, das sind keine Rückspiegel. Das sind Übungsspiegel. Vor denen übt der Chef, bevor er aufspringt seine Mimik: Ernst, gütig, Kopf rechts, Kopf links, linke Augenbraue hoch, recht Augenbraue hoch, Kopf nach vorn, tiefer Blick – und so weiter.

– Ah, ja. Sagen Sie, gibt es denn eigentlich keinen Original-Söder-Zug.

– Doch. Aber möchten Sie den wirklich sehen?

UdM 18.02.2021

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