Es gibt öffentliche Institutionen, die eine Toilette für Frauen haben (herkömmlich mit einem D gekennzeichnet) und eine für Männer. Es gibt öffentliche Institutionen, die über drei Toiletten verfügen. Eine für Frauen, eine für Männer und eine für Menschen, die sich diesen beiden Kategorien nicht zugehörig fühlen.
Und es gibt Institutionen, wie das Theater der Berliner Festspiele in der Schaperstrasse, die eine Toilette mit Pissoir und eine ohne Pissoir haben.
Das Verschwinden der mit einem D gekennzeichneten Toilette hat zur Folge, dass die Toilette „ohne Pissoir“ auch von Menschen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen, die sich als männlich identifizieren benutzt wird. Vielleicht weil die Schlange vor der Pissoirtoilette länger war. Oder weil sie nicht gerne ein Pissoir benutzen. Oder weil sie Frauen beim Schminken zusehen wollen.
Jedenfalls haben Menschen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen, die sich als Frauen identifizieren, einen ehemals geschützten Raum verloren und müssen sich damit abfinden, dass Toilettenbrillen nicht heruntergeklappt werden und sich auch andere Spuren männlichen Pinkelverhaltens finden.
Der Versuch, eine Lösung für die berechtigten Anliegen einer Minderheit zu finden, führt also ausgerechnet zu einer Privilegierung der Männer und einer Benachteiligung der Frauen.
H.R.