Lieber Hansjürgen,
auch wir – das heißt die ganze Familie – haben uns intensiv mit der Namensfrage beschäftigt bevor Emma Emma hieß. Die Hauptsorge bei der Namensfindung war es,möglicherweise eine Freundin oder Verwandte mit dem Hundenamen zu kränken. Wie leicht das geschehen kann, zeigt ein kleines unerfreuliches Erlebnis bei einem Besuch bei Freunden, deren putziger Rüde auf den Namen Ali hörte. Als ein ebenfalls anwesender, bis dahin sehr freundlicher, schiitischer Kurde gewahr wurde, dass der Hund den Namen des in seiner Religion Verehrten trägt, knallten zwar keine Schüsse, aber Türen.
Nachdem wir ganz sicher waren, dass es in unserem näheren Umfeld keine Emma gibt, entschlossen wir uns also zu diesem schönen, klangvollen, vokalreichen Zweisilber.
Sei es, dass wir nicht richtig hingehört hatten, wenn andere Menschen ihren Hund riefen, sei es, dass ein Emma-Trend in der Luft lag: In unserem Kiez heißt jede zweite Hündin Emma.
Das führte natürlich zu Missverständnissen bei anderen Hunden und befremdeten Blicken bei deren Eignern. Inzwischen gibt es aber so etwas wie eine Emma-Fraktion, die um die Namensgleichheiten weiß und ihren jeweils eigenen Emmas bei Klarstellungen behilflich ist.
Bisher ist Emma ein ungebräuchlicher Mädchenname für Menschenkinder geblieben. Anders als im Angelsächsischen Raum. (Emma Thompson, Emma Stone zum Beispiel)
Wir werden also Hundeausflüge in diese Gegenden bleiben lassen. Machmal denke ich, dass wir es, wenn wir international denken, mit eine Möwe leichter gehabt hätten, als mit einem Hund. Bekanntlich hat der Dichter Joachim Ringelnatz den großartigen Satz ‚Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen‘ geschöpft. Niemand würde es einem Möwenbesitzer übel nehmen, wenn er seine sanft im Wind segelnde Möwe Emma riefe.
Dein Ulrich