GELEGENTLICH

Heute war wieder keine Post im Briefkasten, obwohl welche hätte drin sein müssen.

Wie man das Alter von Bäumen recht zuverlässig an den Jahresringen ablesen kann, gilt das auch für das ungefähre Alter von Menschen, wenn man es auf die Postzustellung bezieht. Weiterlesen

ABGASTEST

Gestern treffe ich meinen alten Schulkumpel Dan Krause. Dan, der überall Verschwörungen wittert und an Außerirdische glaubt. Er sah blass aus.

– Was ist los, Dan? Bist du krank?

– Wie man’s nimmt. Ich war beim Abgastest.

– Mit deinem Wagen. Durchgefallen?

– Nein. Mit mir. Wie viel Diesel ich vertrage.

– Wie?! Du warst einer von den Versuchsmenschen am Klinikum Aachen?

– Nein! Ich war kurz was erledigen. In der Innenstadt.

– Oh- ! Nur mal so angetippt – glaubst du beim Dieselskandal auch irgendwie an Außerirdische?

– Nein. An Unterirdische.

UdM

EIN SCHÖNER TRAUM

Frau Müller rüttelt Herrn Müller wach.

– Michael, wach auf!

Müller schreckt hoch.

– Was ist?


– Hast du schlecht geträumt?

– Ich habe geträumt, ja.

– Was denn, um Marxens Willen?

– Ich habe geträumt, ich säße mit baumelnden Beinen auf dem Roten Kliff.

– Auf was?

– Auf dem Roten Kliff. Das sind hohe Klippen auf der Insel Sylt.

– Auf der Insel Sylt? Da wo die Milliardäre keine Steuern zahlen?

– Genau da. Und der Ralf saß neben mir.

– Welcher Ralf?

– Na, der Stegner. Der hatte mich da hingeholt.

– Warum das denn?

– Er wollte mir das Meer von Schleswig-Holstein zeigen.

– Die Nordsee –

– Ja. Aber ich musste ihm leider sagen, die Krumme Lanke ist größer und schöner. Die Nordsee müssten sie nachbessern.

– Wo du Recht hast – . War er gekränkt?

– Nein. Ich hab ihm ja das MfGL angeboten.

– Das was?

– Das Ministerium für Gute Laune.

– Dem Stegner?! Seit wann gibt es denn so ein Ministerium überhaupt?

– Seit ich Kanzler bin.

– Das hast du geträumt?

– Ja –

– Und was hast du als Kanzler gemacht?

– Ich habe alles nachbessert.

– Und als wir da auf dem Roten Kliff saßen, kam auf einmal der Dobrindt unten am Strand langspaziert, und er hat rauf geguckt zu uns, die ganzen vierzig Meter hoch und hat gerufen, von da unten sähen wir aus wie Zwerge, der Ralf und ich. Und da hab ich zurückgerufen du von hier oben aber auch, selber Zwerg.

– Da hast du’s ihm gegeben.

– Er hat angefangen zu weinen.

– Wie bist du denn überhaupt nach Sylt gekommen?

– Mit dem Flugzeug. Am Flughafen hat mich ein Chor von Viertklässlern verabschiedet. Die haben gesungen.

Alle Lehrer sind schon da,

Wir sind in Pisa Knüller

Danke, danke, danke, Bundeskanzler Müller.

Und als wir dann über Berlin hinweggeflogen sind, da waren alle Baugrundstücke bebaut. Mit erschwinglichem Wohnraum.

– Du bringst es, Michael! Das wusste ich schon immer.

– Und abgeflogen sind wir vom BER.

– Der war fertig? Du träumst aber manchmal auch Sachen, Michael! Das heißt – bis dahin bist du vielleicht sogar Kanzler.

UdM

 

KROKODILE

In Sachsen-Anhalt reichte eine einzige Stimme zur Ablehnung. Keine Groko! In den Medien – ob „heute show“, „Spiegel“ oder „Handelsblatt“ – gab es Ablehnung, da wurde noch über „Jamaika“ verhandelt. Alles scheint besser zu sein als stabile,  langweilige Verhältnisse. Ein heimlicher, hier und da auch offener, Wunsch nach „Chaos“ ist zu spüren.


Nicht noch einmal Merkel, schon gar nicht Schulz und Seehofer. Etwas Neues, Anderes, Frisches, Visionäres, Mutiges, Macron, Trudeau, Lindner, Dobrindt, Spahn, Göring-Eckardt, Habeck, Aufbruch! Wenigstens aber – bitte, bitte – eine Minderheitsregierung, damit etwas los ist im Parlament.

Angeblich sind 53% der gerade befragten Deutschen gegen die Groko. Dazu zählen natürlich diejenigen, denen – ganz rechts und ganz links – besonders viel an unruhigen Verhältnissen liegt. Und es gehören die Wähler der FDP, der Linke, der AfD, der Grünen und die Kritiker innerhalb von CDU/CSU und SPD dazu. Eigentlich müßten es zwei Drittel sein.

HR

 

 

NEUE VORBILDER

Auch die Herausgeber wichtiger deutscher Publikationen können richtig daneben langen. Gabor Steingart (Handelsblatt) hat das heute in seinem „Morning Briefing“ vorbildlich geschafft. Er plädiert im Zusammenhang mit einer Meldung aus dem derzeit eiskalten North Carolina dafür, Alligatoren in die Liste unserer Vorbilder aufzunehmen.

Warum? Weil Alligatoren bei Frost ihre Körpertemperatur absenken und sich mit dem Maul oberhalb der Eisdecke einfrieren lassen.

Keine Ahnung, wie sich das auf die in unseren Breiten überlebende menschliche Spezies anwenden lassen soll. Ist wahrscheinlich als Denksportaufgabe gemeint. Keines großen Nachdenkens bedarf es, wenn er als seine bisherigen Vorbilder die Geschwister Scholl, Martin Luther King Jr., Ludwig Erhard und Mutter Teresa aufführt. Und jetzt eben Alligatoren!

HR

SOCKEN

Eben im Café, zwei ältere Herren an benachbarten Tischen, beide zeitunglesend, offenbar beim Tausch der Gazetten gut eingespielt, sagt der eine: ‚Bin gleich durch, steht nichts drin.’ Darauf der andere: ’Hier auch nicht. Wird immer langweiliger.’

Das verwundert. Denn in den letzten Tagen ist ja doch einiges geschehen.

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PARANOIA

Was ist bloß los in dieser Stadt? Vor einem israelischen Lokal in Berlin-Schöneberg brüllt ein älterer Mann antisemitische Parolen. In der Mitte der Stadt verbrennen Demonstranten israelische Flaggen, weil der US-Präsident die Botschaft seines Landes von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen will. Wieso verbrennen sie nicht amerikanische Flaggen oder Fotos des Präsidenten?

Im Bus Nr. 309 zwischen Bahnhof Charlottenburg und Schlossparkklinik schreit eine ältere Frau eine telefonierende jüngere Frau mit Kopftuch an, weil sie deren Sitzplatz beansprucht, obwohl der daneben frei ist. Die jüngere Frau fragt auf Deutsch, was das Problem sei. Die ältere Frau schreit zurück: „Sprich nicht Türkisch mit mir!“

Eine weitere ältere Frau steigt ein. Gemeinsam skandieren sie: „Sie haben uns übernommen! Sie haben uns übernommen!“ Dann steigen beide aus. Beim Weihnachtsmarkt vor dem Schloss.

H.R.

DOG-PARKER

Hundeknast nennen innovationsfeindliche Kritiker eine sinnreiche Neuerung – woher wohl? – aus den USA natürlich: Dort hat eine findige Startuperin das Bedürfnis von Frauchen und Herrchen entdeckt, den geliebten Vierbeiner mal für einen ungestörten Plausch oder einen schnellen Einkauf gut untergebracht zu wissen. Der Dog-Parker ist eine Art Hightech-Hundehütte, in der es dem Hund an nichts fehlt – ausgenommen an Frauchen und Herrchen versteht sich. Abgerechnet wird elektronisch wie bei Fahrrädern, Elektrorollern und beim Carsharing.

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Liebe SPD!

Jetzt mal im Ernst: Was soll das Theater? Entweder Ihr wollt in einer großen Koalition mitregieren oder Ihr lasst es einfach. Wenn Ihr im Wahlkampf die gemeinsamen Erfolge nicht so runtergeredet  hättet, wäre es natürlich einfacher.

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