DAS SUPPENHUHN

Heute wollte ich in der kleinen Stadt in der Nähe ein Suppenhuhn kaufen. Ich fuhr zu dem Metzger, der sein Fleisch aus biologisch-ökologisch korrekter Haltung bezieht. Geflügel – Fehlanzeige. Die Frage, ob vielleicht ein anderer Metzger im Ort Geflügel im Angebot habe. Schulterzucken. „Da werden Sie kein Glück haben. Da müssen sie schon ins Kaufland!“ Ich war schon fast aus der Tür, da ruft die sympathische Metzgerin mir nach: „Versuchen Sie es doch beim Nachbarn im Dorf, der kann Ihnen eins schlachten!“

H.R.

VOM LEBEN AUF DEM LANDE

Liebe Leserinnen und Leser,

seit geraumer Zeit schreiben Autorinnen und Autoren Romane und Sachbücher über das Leben in ländlichen Gegenden Deutschlands. Sie veröffentlichen Bildbände über Flora, Fauna, Baukunst und Menschenschlag. An den Zeitungsständen finden sich diverse Zeitschriften, mit denen die ländlichen Idyllen erst richtig schön werden.

Diesem Trend will sich „Hund und Welt“ nicht verweigern, zumal – wie unsere Follower wissen – die Autoren des Blogs schon seit längerem auch im Norden Brandenburgs heimisch sind. Ihre Hunde Emma und Mika stammen z.B. von einem Bauernhof in der Uckermark. Dina kommt aus dem Havelland.

Demnächst also hin und wieder kleine Beobachtungen auch aus der Wirklichkeit des (flachen) Landes.

H.R.

AKKs GLASHAUS

Die CDU-Vorsitzende möchte aus Kostengründen den EU-Parlamentssitz Straßburg abschaffen.

Das Pendeln der Staatsbeamten zwischen Berlin und den in Bonn verbliebenen sechs Bundesministerien kostete bereits 2017 7,9 Millionen Euro, Tendenz steigend.

UdM  25.03.2019

SIE HABEN EINEN TERMIN

Das mein Auto weiss, wann es einen Termin in der Werkstatt hat. Dass die Autowerkstatt weiss, wann das Auto beim TÜV vorbeikommen sollte. Dass die Werkstatt mich daran erinnert, dass ich einen Termin machen soll, gemacht habe und mich dann daran erinnert, wann er einzuhalten ist. Daran habe ich mich schon vor Jahren gewöhnt.
Dass mein Friseur mir seit zwei Jahren eine Terminerinnerung am Tag vor einem Termin per SMS schickt, finde ich überflüssig. Aber vielleicht vergessen zu viele Kunden ihren Termin.
Letzte Woche rief ich am Montag bei meinem Hausarzt an, um einen Termin für Donnerstag zu machen. Am Dienstag bekam ich eine Bestätigung, dass ich für Donnerstag einen Termin gemacht hätte. Und am Mittwoch wurde ich an meinen Termin am Donnerstag erinnert. Vielleicht habe ich eine Altersgrenze überschritten, ab der meinem Gedächtnis nicht mehr zu trauen ist.
Der bisherige Höhepunkt waren drei Mails innerhalb von 5 Minuten, mit denen ein wöchentlicher Standardtermin beim Physiotherapeuten zuerst verschoben, dann abgesagt und schließlich wieder bestätigt wurde. Der Termin ist erst in sechs Tagen. Bis dahin kann noch viel geschehen. Vielleicht sage ich ab.
H.R.

ELEGANTES

 

Dass, wie man übers Wochenende hörte, AKK Macrons alte Hüte nicht aufbürsten möchte ist einerseits verständlich, andererseits betrüblich, denn auch alte Hüte können elegant sein, besonders französische.

Ein historisch älteres Schießgerät ist der Bogen mit dazugehörigen Pfeilen. Auch Pfeil und Bogen können sehr elegant genutzt werden. Man denke nur an Robin Hood.

Mit Pfeil und Bogen soll nun, wie ebenfalls am Wochenende bekannt wurde, der Wildschweinplage in besseren Berliner Vorortlagen begegnet werden. Das wirft Fragen auf. Sind städtische Förster und Jäger Personalsparmaßnahmen zum Opfer gefallen? Wenn nicht: Mangelt es an Munition? Sind Flinten und Büchsen in ähnlich beklagenswertem Zustand wie Bundeswehrmaterial, also nur bedingt einsatzfähig? Will man, sollte es noch städtische Förster und Jäger mit einsatzfähigen Waffen und passender Munition geben, den Vorortbewohnern lautes Knallen ersparen? Wenn dem so ist, also dem vulgären Büchsenschuss das elegante Zischen des Pfeils vorgezogen wird, beherrschen unsere städtischen Jäger Pfeil und Bogen so geübt, dass sie damit Wildschweine erlegen können? Wenn nicht, werden geübte Fremdkräfte von Mittelaltertraditionsvereinen hinzugezogen? Wenn ja: Werden sie auf eine Weise entlohnt, die der strengen Prüfung von Steuerbeamten standhält? Darf sich vielleicht jeder, der aus Kindertagen noch Pfeil und Bogen in einer Kellerecke aufbewahrt hat, auf die Jagd begeben? Wem gehört dann das erlegte Wildschwein? Dem Amateurjäger oder dem Staat?

Wir bitten, ähnlich der immer noch ausstehenden Durchführungsrichtlinie zum Hundegesetz, um Einzelheiten zur Handhabung von Pfeil und Bogen bei der Berliner Wildschweinjagd.

 

UdM  11.03.19

 

DISKRIMINIERUNGS VERHINDERUNG

Um die Diskriminierung von Menschen mit Doppelnamen zu beenden, werden künftig Doppelnamen für Alle vorgeschrieben. Aus Praktikabilitätsgründen (Formulare) werden die Namen sodann auf die Anfangsbuchstaben verkürzt. Muster: AKK.
H.R.

ROSENMONTAGSGEDANKEN

Keinem politisch Interessierten kann die Schockwelle entgangen sein, die Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrer närrisch gemeinten Einlassung zu WCs für das Dritte Geschlecht ausgelöst hat. Wo sie nur schwappt, die Welle, gibt es mahnende Worte, zukünftig verbale Geschmacklosigkeit dieser Art zu unterlassen, wo sie sich als Monsterwelle an den Gestaden der Political Correctness bricht, ist AKK durch ihre Sottise nun nicht mehr kanzerlinnenfähig.

Eine Betrachtungsvariante, die vermutlich einen Tsunami der Empörung auslösen würde, findet sich heute in der Süddeutschen Zeitung, wäre sie nicht in der linken unteren Ecke der Seite 5 versteckt. Dort stellt ein Schreiber oder eine Schreiberin die Frage ‚Wieso nur kann man auf all dies nicht verzichten?’ Auch nach mehrmaligem aufmerksamen Lesen des Artikelchens ist unzweideutig gemeint, warum nicht Karneval, Fasching und Fastnacht mit den Blödeleien und dünnen Witzen gänzlich  abschaffen, um Spaßbeiträge, wie die der CDU-Chefin, gar nicht erst möglich zu machen.

Ganz abgesehen davon, dass ein solcher Gedanke nur einem norddeutschen Hirn entsprungen sein kann, entbehrt er auch einer gewissen Logik. Würde man ernsthaft so argumentieren, müsste man die Sonne abschaffen, um Sonnenbrände zu vermeiden, die Demokratie, damit niemand mehr AfD wählen kann oder LKWs verbieten, damit bei deren Abbiegen keine Radfahrer mehr totgefahren werden.

Gerade letzteres wäre besonders unsinnig, weil es für Menschen, die sich gerne Trucker nennen und ihre Fahrzeuge liebevoll Brummis durchaus Möglichkeiten gibt, Radfahrer am Leben zu lassen. Am einfachsten ist ein Blick in die bei Brummis sehr aufwändigen Rückspiegel. Da dies offensichtlich zuweilen unterbleibt, hat Erfindergeist den LKW-Herstellern den Abbiegewarnassistenten geschenkt, der, sollte der Trucker aus welchen Gründen auch immer, den Blick in den Spiegel unterlassen einen Warnton abgibt, der spätestens dann zur lebensrettenden Vollbremsung führt.

Der Assistent ist also eine großartige Sache. Im Vergleich zum üblicherweise sechsstelligen Kaufpreis eines Brummis, ist die Anschaffung eines Warnassistenten nicht nur segensreich sondern durchaus zumutbar. Er sollte eine Selbstverständlichkeit in jedem LKW sein, ist es aber keineswegs. Betreiber von LKW-Flotten, früher schlicht Spediteure, heute Logistiker sind da nämlich ganz anderer Meinung. Für deren Mehrzahl ist ein plattgewalzter Radfahrer hin und wieder verschmerzbarer als die Zusatzausgabe, um es karnevalistisch überspitzt auszudrücken.

Hier nun wäre es eigentlich am Gesetzgeber vorzuschreiben was lebensrettend ist.

Dem mündigen deutschen Verkehrsteilnehmer etwas vorzuschreiben, ist allerdings ebenso abwegig, wie die Abschaffung des Karnevals. Immerhin hat sich Autominister Scheuer aber neben der Abschaffung lästiger Luftreinhaltungswerte – kein Karnevalsscherz – hier etwas Lustiges zur Karnevalszeit ausgedacht: Mit ein paar Millionen Steuergelder bezuschusst er der notleidenden Logistikbranche die Anschaffung der Assistenten. Der Topf war nach wenigen Tagen ausgeschöpft. Die Logistiker fordern entschieden weitere Millionen.

Wie wäre es zum Karneval damit: Ein Spediteur ist ein Mensch, dem das Leben von Radfahrern am Herzen liegt, solange es ihn nichts kostet. Ein Autominister ist ein Mensch, der dafür sorgt, dass es so bleibt. Auch nicht witzig? Na dann: Tätää!Tätää! Tätää!

UdM  04.03.19

 

BÖSE FRÜCHTE

Heute stand ich im Biomarkt vor einer Kiste mit Avocados. Sonderangebot: 2 Stück für einen Euro. Ich esse gerne Avocados. Noch dazu sind sie gesund. Ungesättigte Fettsäuren und so weiter. Aber gerade war wieder in der Zeitung zu lesen, wie viel Wasser für eine Avocado verbraucht wird. Ökologisch gesehen sind Avocados eine Katastrophe. Mangos auch und Olivenöl aus Andalusien auch, weil die Bäume künstlich bewässert werden.
Ich plädiere für eine Liste, die an allen Obst- und Gemüseständen aushängen muss und die den Wasserverbrauch pro Kilo Produkt anzeigt. Obst oder Gemüse dessen Erzeugung ökologisch vertretbar ist, könnte grün markiert sein. Avocados wären dann natürlich rot gekennzeichnet. Möglicherweise stößt das bei den Händlern auf Widerstand. Auch die Erzeuger in südlichen Ländern haben vielleicht Probleme damit. Ich habe schon mal nur eine Avocado gekauft.
H.R.

DER EXITUS-FAKTOR

– Herr –

– Bitte noch keine Klarnamen – unsere Gruppe ist noch im Aufbau. Nennen Sie mich vorläufig Meier.

– Sie sind dabei, eine Gruppe von Wissenschaftlern zu gründen, die sich die Erkenntnisse und Vorgehensweise des Lungenfacharztes Professor Dieter Köhler zu Eigen macht.

– Nicht nur auf dem Gebiet der Lungenheilkunde sondern grundsätzlich.

– Professor Köhler hat erklärt, er habe noch keinen Menschen gesehen, der an NO2 oder an Feinstaub gestorben wäre, weshalb er alle bisherigen Grenzwerte in dieser Sache für Unsinn hält.

– Dem schließen wir uns an. Wir wollen daher eine neue Maßeinheit einführen: den Exitus-Faktor.

– Das heißt, erst wenn es nachweislich tödlich ist, soll es Grenzwerte geben.

– Nicht nur Grenzwerte sondern auch alle anderen Einschränkungen für unsere Wirtschaft gehören in Frage gestellt. Wir brauchen Belastbares.

– Bis dahin wollen Sie also sämtliche Grenzwerte im Bereich Dieselabgase in Zweifel ziehen.

– Wir wollen sie abschaffen. Und wir wollen alle anderen wirtschaftsschädlichen Maßnahmen auf den Prüfstand stellen.

– Zum Beispiel?

– Zum Beispiel das Verbot von Kernkraftwerken. Schließlich hat noch niemand jemanden neben einem Atomkraftwerk tot umfallen sehen. Aber wir müssen nicht gleich so hoch greifen. Nehmen wir mal das Beispiel Treppengeländer.

– Treppengeländer?

– Wenn Sie sich antike Gebäude ansehen, werden Sie feststellen, dass es nirgends Treppengeländer gibt. Es muss also zu einem Zeitpunkt, den wir nicht mehr kennen, jemand das Anbringen von Treppengeländer gefordert haben. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage fragen wir nun. Wurde der Exitus-Faktor beachtet?

– Sie meinen, weiß man, ob die Treppengeländer auf Grund eines Todesfalles eingeführt wurden.

– Exakt. Stellen Sie sich bitte mal vor, Treppengeländer sind lediglich entstanden, weil irgendwelcher Weicheier Angst hatten von der Treppe zu fallen. Hier brauchen wir den Exitus-Faktor, um valide Zahlen zur Notwendigkeit von Treppengeländern zu erhalten. Und nehmen wir nun an, es stellt sich heraus, dass Treppengeländer überflüssig sind. Was wäre das für eine enorme Senkung der Baukosten! Wir haben Wohnungsnot! Vergessen Sie das nicht!

– Wie hoch sollte denn der Exitus-Faktor sein, ehe er belastbare Ergebnisse bringt, wie viele Exitus-Fälle müsste es geben, um die Notwendigkeit von Treppengeländern zu beweisen?

– Nun ja – ein Dutzend sollte es schon sein.

– Exitus-Faktor 12 also.

– So ist es. Ich möchte da aber meinen zukünftigen Wissenschaftskollegen nicht vorgreifen.

– Wir stehen hier im zehnten Stock eines Neubaus, in dem Ihr Exitus-Institut seinen Sitz haben wird. Es handelt sich noch um einen Rohbau, die Treppen haben noch keine Geländer.

– Und werden auch keine bekommen. Entschuldigen Sie, aber wir müssen jetzt abbrechen, ich habe einen Termin mit Verkehrsminister Scheuer –

– – der die Initiative der Lungenfachärzte um Professor Köhler begrüßt hat.

– So ist es. Da unten ist er. Hallo, Andy, ich komme runter!

– Herr Meier! Vorsicht! Da ist kein Geländer! Herr Meier! Halt! Nein! Herr Meier!!! – Ich fürchte, es handelt sich hier um den Exitus-Faktor 1.

 

UdM  24.01.19

VERDI SPINNT

Die Dienstleistungsgewerkschaft „Verdi“ hat gerade einen bundesweit gültigen Tarifvertrag für Beschäftigte in der Altenpflege gefordert. Die Stundenlöhne sollen 16 Euro für Fachkräfte und 12,84 Euro für Hilfskräfte betragen. Die selbe Gewerkschaft hat kürzlich große Teile des Flugverkehrs in Deutschland durch Warnstreiks lahmgelegt, um einen einheitlichen Stundenlohn von 20 Euro für das Sicherheitspersonal an den Flughäfen durchzusetzen. Ob es sich bei einem Großteil des Sicherheitspersonals um „Fachkräfte“ handelt, kann jeder Flugreisende selbst beurteilen. Geradezu grotesk ist es auf jeden Fall – und sagt sehr viel über das Wertesystem der Gewerkschaftsfunktionäre aus – wenn die Betreuung und Unterstützung alter Menschen geringer entlohnt werden soll, als die Tätigkeit vor, an und hinter den Scannern der Abflughallen.

H.R.