BLOCKADE

Da wird die Kunst zum Kassenschlager

Und sie treibt mit Entsetzen Scherz.

Frei nach Friedrich Schiller

Nachdem Einzelheiten zum Kunstprojekt DAU bekannt geworden sind, bei dem Teile der Berliner Innenstadt für einen Nachbau der Berliner Mauer abgesperrt werden sollen, und Interessierte gegen Eintrittsgeld erleben dürfen, wie es sich anfühlt, eingemauert zu sein, ist nun durchgesickert, dass zeitgleich das Kunstprojekt BLOCKADE stattfinden soll. Hierzu werden sämtliche Zugangswege an der Berliner Stadtgrenze geschlossen. Während des Kunstprojekts wird Berlin über eine Luftbrücke versorgt. Sie wird von hierfür requirierten Maschinen der britischen Airlines Easyjet und der irischen Ryanair durchgeführt, deren ersatzlos gestrichene Urlaubsflüge den Betroffenen das blockadetypische Gefühl von Hilflosigkeit gegenüber einer totalitären Maßnahme  augenfällig und hautnah vermittelt. Maschinen der deutschen Lufthansa müssen aus Gründen der historischen Authentizität am Boden bleiben.

Die Versorgung der Bevölkerung übernehmen die Konzerne Edeka und Rewe gegen die Vorlage von Lebensmittelkarten, die beim Veranstalter des Kunstprojekts erworben werden müssen. Das kunsthistorisch notwendige Feeling der deutlichen Verknappung von Lebensmitteln wird durch die Preise der Lebensmittelkarten gesteigert. Es wird von einer Verdrei- bis Vervierfachung ausgegangen, zuzüglich Gewinnabgabe an den Veranstalter, bei dem es sich wie bei DAU um ein kommerzielles Unternehmen handelt. Für sozial Schwache wird vor der ehemaligen sowjetischen Kommandantur in Berlin-Karlshorst von als Sowjetsoldaten verkleideten Komparsen Borschtsch ausgeteilt.

Nähere Information erteilt die den Veranstaltern übergeordnete Till-Eulenspiegel-GojH (Gesellschaft ohne jede Haftung).

Die Gesellschaft garantiert, dass sie neben den Einschränkungen des Öffentlichen Lebens auch sämtliche Folgekosten des Kunstprojekts den Berliner Steuerzahlern überlässt.

Zum Abschluss der Veranstaltungen DAU und BLOCKADE verleiht Kulturstaatsministerin Grütters sich selbst, Bürgermeister Müller und allen Verantwortlichen in den Genehmigungsbehörden auf dem Mauerwachtturm vor der Staatsoper den Großen Schildbürgerorden am Bande, während am Himmel eine der letzten flugfähigen Douglas DC 3 kreist, aus der Gummibärchen abgeworfen werden.

UdM  06.09.18

DER KLONHUND

Ein Ehepaar aus Sachsen will seinen bei einer OP verstorbenen Hund, eine Englische Bulldogge, in Südkorea klonen lassen. Kostenpunkt ca. 88.000 Euro. Wer je ein Tier verloren hat, das über lange Jahre zur Familie gehörte, versteht den Schmerz. Aber wer sich dann entschieden hat, einen ähnlichen oder ganz anderen Hund, eine junge oder schon ältere Katze, vom Züchter oder aus dem Tierheim zu sich zu nehmen, der wird zwar immer mal wieder dem anderen Tier nachtraueren, aber auch eine ganz neue, bereichernde Beziehung entwickeln.
Beim Klonhund soll sich gar nichts entwickel. Es soll alles so bleiben wie es war.
Übrigens: Es wird zwar ein genetisch identisches Lebewesen erzeugt, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es auch vom Verhalten her der gleiche Hund ist und schon gar nicht der selbe!
H.R.

BAYERISCHE MIGRANTEN

Heute erfährt man aus glaubwürdiger Quelle, dass die Alpen sich allmählich nach Norden vorschieben. Und zwar um einen halben Millimeter pro Jahr. Wenn im Jahr 2156, also nach 138 Jahren die Alpen sich um 69 Millimeter in Richtung der nördlichen Bundesländer beharrlich, mit eindeutig gefährdender Absicht vorgeschoben haben, könnte ein Norddeutscher Bundesinnenminister, sollte er an diesem Tag seinen 69. Geburtstag feiern, auch wenn er es nicht so bestellt hätte, die Alpen nach Süden zurück abschieben lassen – falls Bayern dann noch ein sicheres Herkunftsland ist.

 

UdM  15.08.18

ACH, HEIKO!

Auch Heiko Maas, von dem wir nicht genau wissen, auf Grund welcher Qualifikation er jetzt Außenminister ist (Saarländer allein reicht in diesem Fall nicht), hat sich zum Rücktritt von Mesut Özil und dessen Vorwürfen geäußert. Er glaube nicht, „dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über die Integrationsfähigkeit Deutschlands.“

Özil ist für ihn also nicht nur türkischer Herkunft, hat sich nicht korrekt vom türkischen Präsidenten distanziert, sondern mit ihm auch noch wahlwirksam fotografieren lassen. Er ist (unerhört!)  reich und lebt im Ausland.

Bevor das politisch ausgesprochen törichte Trikotmeeting mit Erdogan (in London!!!) stattfand, war der Fußballspieler aus Gelsenkirchen ein Musterbeispiel der deutschen Integrationsfähigkeit. Vorbei.

Dass er schon länger kritisiert wurde, weil er die Nationalhymne nicht lauthals mitsang, was zu früheren Zeiten auch deutsche Spieler nicht taten, dass er nach der Erdoganaffaire in den Stadien ausgepfiffen und verbal aufs bösartigste rassistisch beleidigt wurde, nur halb so schlimm. Ist ja Millionär und verdient in England sein Geld.

Wäre er ein armer deutsch-türkischer Kicker und würde in Saarbrücken spielen, dass wäre dann natürlich eine ganz andere Sache. Dann würde sich Heiko Maas so richtig aufregen!

H.R.

DAS NICHTS

Ein Autor der ansonsten von mir geschätzten (und abonnierten) Süddeutschen Zeitung hat es geschafft, aus und über das Nichts einen Artikel zu schreiben, genauer gesagt: Aus dem brandenburgischen NICHTS.

In diesem Nichts befinden sich die vertrockneten Felder der Landwirte, die der Autor besuchte. Bei diesem Besuch ließ es sich nicht vermeiden, auch einigen im Nichts lebenden Menschen, hier Bauern, zu begegnen. Mit ihnen sprach der Autor. Im Nichts gab es auch Vieh, Wald und – Überraschung – eine kleine Stadt. Die lag, wie der Autor auf Grund seiner eigenen Wahrnehmung und Logik schrieb – im NICHTS!

Ich wäre der Chefredaktion der SZ dankbar, wenn sie diesen genauen Beobachter der Wirklichkeit einmal in den Bayerischen Wald schicken würde, der ja im Wesentlichen auch aus NICHTS besteht. Denn wo keine großen Städte sind, und wo die Landschaft nicht zersiedelt ist, da sieht das Reporterauge nur Wald, Wiese, Acker. Eben NICHTS!

H.R.

 

S-BAHNHOF HOHENZOLLERNDAMM BERLIN

Eine junge Frau mit Koffer tritt zu einem uniformierten Angestellten der S-Bahn.

Entschuldigen Sie bitte, ist das hier richtig zum Bahnhof Hohenzollerndamm?

– Ja und nein.

– Ja und nein? Wie meinen Sie das?

– Müssen Sie da hin?

– Wieso?

– Ungünstiger Bahnhof.

– In wiefern?

– Da hält nicht jeder Zug.

– OK. Welcher Zug hält denn?

– Kann man nicht vorhersagen.

– Man kann nicht vorhersagen, ob ein Zug an einer Station hält oder nicht?!

– So ist es. Kommt ganz drauf an.

– Worauf denn?

– Ob der Zug voll ist oder der Bahnhof Hohenzollerndamm. Dann hält der Zug da nicht. Und nun müssen Sie mich nicht so ansehen, als ob ich nicht alle Achsen am Waggon habe, das muss so sein, um den Fahrplan einzuhalten.

– Dann muss ich also bis zur nächsten Station fahren, wo der Zug hält und dann eine Station nach Hohenzollerndamm zurück.

– Können Sie versuchen.

– Wieso versuchen?

– Na, kann sein, dass der Gegenzug auch nicht Hohenzollerndamm hält. Außerdem ist das riskant.

– Wieso riskant?

– Weil Sie mit ihrem Fahrschein nur in eine Richtung fahren dürfen. Zurück ist nicht erlaubt. Wenn Sie erwischt werden: Erhöhtes Beförderungsgeld.

– Das heißt, obwohl ich nichts dafür kann, dass der Zug an der Station, an der ich aussteigen möchte, nicht hält, muss ich mir einen neunen Fahrschein kaufen.

– So sieht’s aus.

– Es könnte also sein, dass ich ein paar Mal hin und her fahren muss, bis zufällig mal ein Zug am Bahnhof Hohenzollerndamm hält und jedes Mal ist ein neuer Fahrschein fällig.

– Nein! Wir sind ja keine Unmenschen! Sie können mit jedem ihrer Fahrscheine zwei Stunden lang in die erlaubte Richtung fahren. Und in den zwei Stunden hält der Zug  bestimmt auch mal Hohenzollerndamm. – Muss es denn unbedingt Hohenzollerndamm sein?

– Mein Freund wohnt da.

– Schon mal an Umzug gedacht?

 

UdM

BEOBACHTUNG

Zwei Touristen (älteres Semester) stehen auf dem Alexanderplatz.

Tourist 1: „S-Bahn, U-Bahn, Strassenbahn. Das ist Metropole!“

Tourist 2: „Und ein Bus!!“

H.R.

LEICHT VERZÖGERT

LEICHT VERZÖGERT

Selten ist eine Mitteilung der Tagesschau-App von meinem Handy so schnell wieder verschwunden wie diese. Morgens vor acht Uhr war sie noch da. Als ich sie mir gegen zehn nochmal ansehen wollte, um beim Schreiben dieser Zeilen keine Fehler zu machen war sie schon verschwunden.

Vielleicht ist einem Anstaltsverantwortlichen, als auch er die App beim Morgenkaffee las, das Schokocroissant im Hals stecken geblieben, als ihm die Tragweite der Meldung klar wurde, und er hat ihre sofortige Löschung erwirkt, ehe es zu sehr wahrscheinlichen Tumulten unter den Gebührenzahlern kommt.

Die kommen aber vielleicht trotzdem. Denn die Sache ist nicht unter den Teppich zu kehren, genauer, aus dem Äther zu entfernen: Die Zeitverzögerung.

Was beispielsweise bei der Wetterkarte hinnehmbar ist, wenn manche TV-Zuschauer statt eines belastbaren Wetterberichts ein spektakuläres Bild eines Nordlichts über Kiruna 8 bis 60 Sekunden später bewundern dürfen als andere, ist beim Fußball ein ausgesprochener Skandal.

Wenn, wieder beispielsweise, in einer großstädtischen Laubenkolonie die um einen mit ‚Schüssel’ verbundenen Fernseher versammelten Fans ‚Tor!!!’ jubeln, während die in der angrenzenden Häuserzeile auf dem Balkon Sitzenden Bild und Ton mit ihrem Internetanschluss erst 8 bis 60 Sekunden später empfangen und sie deshalb das nächste Sixpack stumm anbrechen müssen, weil verzögert jubeln schlicht albern ist, dann wird das im günstigen Fall die noch immer ungelöste Frage der Zwangsgebühren hochkochen lassen, im ungünstigen zu aus dem Fenster geworfenen TV-Geräten führen, im nicht zu hoffenden zu kriegerischen Auseinandersetzungen, im beschrieben Fall zwischen Lauben- und Häuserzeilenbewohnern.

In der hastig gelöschten Tagesschau-App war gut verständlich dargestellt, wie es zu den möglicherweise Volksaufstände provozierenden Verzögerungen kommt. Es muss nun also aus der nie ganz verlässlichen Erinnerung referiert werden.

Das Ganze hat viel mit Physik zu tun und den von ihr beeinflussten Übertragungswegen kabellos oder verkabelt. Irgendwie aber auch mit den verantwortlichen Politikern. Die SZ von heute schreibt ihnen ins Stammbuch‚ dass sie sich ‚vom mehrheitlich im Staatsbesitzt befindlichen Ex-Monopolisten Telekom den zukunftsträchtigen Glasfaserausbau (haben) ausreden lassen.’ Soll etwa bedeuten, das Tor!!! muss sich bei manchen verzögert durch Kupferkabel quälen, während es bei anderen hurtiger vom Himmel kommt, wo es doch auch die Verkabelten in Lichtgeschwindigkeit durchs Glasfaser erreichen könnte.

Die verantwortlichen Ressortchefs: ehemals der Mautminister Dobrindt, nun der Autoherstellerschutzengel Scheuer.

Man darf hoffen, dass beide beim WM-Gucken unter Gleichgesinnten in einem von jeder anderen menschlichen Ansiedlung weit entfernten Ort mit Schüssel-Fernseher deutsche Tore bejubeln dürfen. Wie wär’s mit der Zugspitze?

 

UdM

LUFTNUMMER

Ein Eurofighter kann gut 6000 Liter Kerosin tanken. Beim Tornado dürfte es ähnlich sein, obwohl sich Wikipedia beim Aufzählen verschiedener Zusatztanks da etwas schwer tut. Von beiden Kampfflugzeugen fehlen Angaben zum Kerosinverbrauch. Vermutlich, weil er von der Geschwindigkeit abhängt, mit der die Piloten über den Himmel fegen. Langsamer als 240 km/h geht nicht. Zumindest beim Eurofighter. Sonst fällt er runter. Mit also mindestens dieser Geschwindigkeit sind unlängst vier Eurofighter und zwei Tornados recht tief über die Gärten von Spandaus Süden gejettet. Das dürfte sich ungefähr so angefühlt haben, als würde unvermutet ein ICE mit Reisegeschwindigkeit am Gartentor vorbeidonnern. Die Anwohner reagierten also ein wenig erschrocken, Kinder rannten ins Haus, weiß der TAGESSPIEGEL von heute zu berichten weiß.

Die Menschen sind offenbar schreckhaft geworden, weil zu selten ‚Chefwechsel im Luftwaffenkommando’ stattfinden. Dies war nämlich der Anlass für die Luftnummer, wie auf Nachfrage von kundiger Stelle etwas schwammig verlautbart wurde. Gemeint ist wohl, dass die sechs Kampfjets zu Ehren eines scheidenden und eines neuen Kommandeurs in der Luft waren.

Es ist also eine der boshaften Falschmeldungen, wenn von interessierten Nörglern behauptet wird, die Kampfjets der Luftwaffe seien nur sehr bedingt einsatzbereit.

Ein kleiner Kommandowechsel irgendwo in der Nähe von Spandau genügt um zu beweisen: Die Dinger fliegen doch.

Was die Kerosinkosten für diese Ehrenbezeugung angeht, wollen wir nicht kleinlich sein. Da gibt es im Wehretat sicher einen Posten für Ehrenkerosin.

Zum Schluss noch eine Botschaft an den MAD: Die Recherche des Autors zu den genannten Flugzeugen im Internet diente ausschließlich dem Schreiben der obigen Zeilen.

Also bitte aus der Spionageverdachtsliste streichen.

 

UdM

PETRA

Auch wenn bei der Morgentoilette das Radio nur nebenher läuft, lohnt es sich, mitunter genauer hinzuhören. Deutschlandradio war eingeschaltet, und da erzählte eine warme, männliche Stimme im Auftrag der Evangelischen Kirche Besinnliches über Tod und Auferstehung, von einem Rollenspiel dazu, in dessen Verlauf vor der Himmelstür kein Petrus, sondern eine Rollenspielkollegin mit Namen Petra den Orator erwartete und ihn aufforderte, seinen Ehering abzulegen, was dieser verweigerte. Als er sich dann aber einer Operation unterziehen musste, wurde die Weigerung aus hygienischen Gründen nicht mehr akzeptiert: Der Ehering musste runter. Seine Überlegungen zu all dem schloss der Vortragende mit dem jenseitsbezogenen Gedanken, dass es auf den Ehering nicht mehr ankomme, wenn er dermaleinst nicht im Rollenspiel sondern tatsächlich vor Petrus – und hier rutsche dem Hörer beinahe die Rasierklinge aus – oder Petra träte.

Die Evangelische Kirche ist zwar in Vielem für ihr progressives Denken in Glaubensfragen richtungweisend, aber dieser Beitrag zu Genderdebatte darf überraschen.

Wir müssen uns die Torwacht vorm Paradies also in Zukunft gleichberechtigt vorstellen. Mal steht da Petrus, mal Petra.

Vielleicht ist es ja an der Zeit, weitere Bereiche des Neuen Testaments einer genderkritischen Überarbeitung zu unterziehen. Vielleicht, um die Gläubigen nicht zu überfordern, erst mal als Rollenspiel. Gleich kommt einem die ungläubige Thomasa in den Sinn und die verräterische Judy. Das Johanna-Evangelium mit den Apokalyptischen Reiterinnen, die Evangelistin Luca, und, etwas gewöhnungsbedürftig die Evangelistinnen Marca und Matthäa. Mal sehen, was den für den Hörfunk zuständigen evangelischen Stellen da noch einfällt. Interessant und irgendwie auch lustig wird es allemal.

Lustig ist in diesem Zusammenhang auch  ein Druckfehler auf Seite 7 der heutigen ‚Süddeutschen’. Im Artikel ‚Die Türkei in Frauenhand’ – gemeint ist die Präsidentenbewerberin Meral Aksener – steht zu lesen: ‚Erdogan fürchtet sich davor, gegen einen Frau zu kämpfen. Er hat ein großes Ego’.

Oder ist das gar kein Druckfehler sondern auch ein Beitrag zur Genderdebatte?

 

UdM