Hundetagebuch 32

Lieber Hansjürgen,

Dein Kenntnisreichtum auf dem Gebiet der bäuerlichen Nutztiere hat mich beeindruckt. Nicht, dass ich mich als überspannten Ästheten empfände, aber etwas in mir sträubt sich gegen allzu genaues Wissen, was sich in den von unseren Hunden bevorzugten Speisen befindet, wo sie herkommen, wie sie verarbeitet wurden. Ich bin dankbar dafür, dass all die zum menschlichen Verzehr ungeeigneten Teile von Schlachttieren in eine Form gebracht werden, die ihren Ursprung unkenntlich macht.

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FUSSBALL WM

Nachdem nun feststeht, dass die Fußball WM im Katarischen Wüstensand im Winter stattfinden wird, und das Endspiel auf den 18. Dezember terminiert wurde, ist es an der Zeit, die weniger wichtigen Ereignisse des Jahres nach diesem Termin auszurichten. Es fällt zuerst das Weihnachtsfest ins Auge, dem in unseren Breiten bisher eine gewisse Wichtigkeit beigemessen wurde.

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Hundetagebuch 31

Lieber Ulrich,

es fällt mir nicht leicht es einzugestehen, aber Mika – um es altmodisch-sentimental auszudrücken – wächst mir zusehends ans Herz. Das liegt wohl auch daran, dass ich gerade zwei Tage mit ihr alleine auf dem Lande verbracht habe und sie sich ausgesprochen gut benommen hat. Es stimmt schon, was D. mir bei gelegentlichen Krisen entgegenhielt: ein Hund ist im Gegensatz zu unseren unabhängigen Katzen, ein Kumpel und Gefährte. Ganz abgesehen davon, dass er einem allein im Wochenendhaus, ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Noch, vermute ich allerdings, würde Mika einen möglichen Einbrecher eher durch Zuneigungsgesten zum Rückzug veranlassen, als durch glaubwürdige Drohhaltungen.

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Hundetagebuch 30

Lieber Hansjürgen,

ich beginne mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die gute: Unlängst las ich, auf der Moskauer U-Bahnstation Mendeljewskaja gebe eine Statue für herrenlose Hunde. Gewidmet ist sie einem ‚Stationshund‘. Wir dürfen uns darunter wohl einen von mitfühlenden Nutzern des Moskauer ÖPNV liebevoll gehegten ortsgebundenen Vierbeiner vorstellen. Da äußert sich die vielbeschworene, gern von Balalaikaklängen begleitete russische Seele in ihrer schönsten Ausformung. Die schlechte Nachricht: Anlass zur Schaffung des Kunstwerkes war ein Verbrechen.

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Hundetagebuch 29

Lieber Ulrich,

auch auf die Gefahr hin, dass die Frage Deiner Tochter L. doch eine ernster zu nehmendere Grundlage bekommen könnte, als den offenbar zu geringen Austausch ehepartnerschaftlicher Küsse, muss ich Dir leider mitteilen, dass nach Ansicht der einschlägigen Hunderatgeber, die Pubertät in der Tat noch bevorsteht. Auch D. vertrat mir gegenüber die von nachvollziehbarem Wunschdenken geprägte Ansicht, „das Schlimmste“ sei wohl überstanden.

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Hundenamen 2

Lieber Hansjürgen,

auch wir – das heißt die ganze Familie – haben uns intensiv mit der Namensfrage beschäftigt bevor Emma Emma hieß. Die Hauptsorge bei der Namensfindung war es,möglicherweise eine Freundin oder Verwandte mit dem Hundenamen zu kränken. Wie leicht das geschehen kann, zeigt ein kleines unerfreuliches Erlebnis bei einem Besuch bei Freunden, deren putziger Rüde auf den Namen Ali hörte. Als ein ebenfalls anwesender, bis dahin sehr freundlicher, schiitischer Kurde gewahr wurde, dass der Hund den Namen des in seiner Religion Verehrten trägt, knallten zwar keine Schüsse, aber Türen.

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Hundenamen 1

Lieber Ulrich,
hast Du mal darüber nachgedacht, warum Euer Hund Emma heißt? Du solltest es tun, denn gerade ist im Tagesspiegel eine kleine Notiz erschienen, die die Überschrift trägt: „Was Namen von Haustieren über deren Menschen sagen“. Offenbar haben Sprachwissenschaftler an der Universität Mainz festgestellt, dass klassische Namen am verschwinden sind: Rex, Mieze, Bello, Flocke. Stattdessen zeichnet sich ein Tendenz zu „Menschennamen“ ab, wie – Achtung! – EMMA.

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Hundetagebuch 28

Lieber Hansjürgen,

Unsere jüngere Tochter, die uns häufig mit verblüffenden Fragen konfrontiert (‚Bleibt ihr bloß zusammen, weil ihr es uns versprochen habt?’ – ‚Wie kommst du darauf?’ – ‚Ihr küsst euch so wenig.’), warf heute in eine Plauderei am Abendbrottisch ein : ‚Kann man Hunde hypnotisieren?’ Sie habe es versucht, aber erfolglos.

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Hundetagebuch 27

Lieber Ulrich,

Mika ist krank und – sie ist natürlich selbst daran schuld. Bist Du sicher, dass wir nicht in dem fehlgeleiteten Glauben verharren, es handle sich bei unseren Vierbeinern um gutmütige Hütehunde? Vergangenen Sonntag jedenfalls, als D. mit Mika um den Schlachtensee lief, zu ihrer und des Hundes Freude ohne Leine, stürzte sich Mika zuerst auf ein paar am Ufer lagernde Enten und dann ins kalte Wasser. Dass sie von der Temperatur des Sees geschockt, Enten Enten sein ließ und sofort wieder das Wasser verließ, ist noch kein ausreichender Beweis dafür, dass ihr Jagdinstinkt nicht langsam stärker wird.

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Hundetagebuch 26

Lieber Ulrich,

schade, dass Deine Eindrücke von Monterey und San Francisco eher negativ sind. Ich gebe allerdings zu, dass ich vor drei Jahren, als wir in Nord-Kalifornien Urlaub gemacht haben, noch nicht mit den Augen eines Hundes die Städte betrachtet habe. In Monterey hatte es D. das Aquarium angetan, das wirklich sehenswert ist, außerdem erlaubte unser Hotelzimmer den Blick aufs Meer und die Robbenkolonie, deren Gestank dennoch weit genug entfernt war. Besonders beeindruckt waren wir von dem Geschick, mit dem die Meerottern Muscheln zu öffnen verstanden.

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